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Köpping: Wir brauchen die #MeToo-Debatte zur Prophylaxe
Sächsische Gleichstellungsministerin: »Wir müssen jetzt nur höllisch aufpassen, dass Dinge nicht vermischt werden.«
Dresden. Sachsens Gleichstellungsministerin Petra Köppig (SPD) räumt der #MeToo-Kampagne zur Offenlegung sexuellen Missbrauchs eine vorbeugende Wirkung ein. »Ich bin sehr froh, dass dieses Thema so aufgegriffen wurde. Denn fast jede Frau kennt solche Dinge aus eigenem Erleben«, sagte die Ministerin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Debatte sei notwendig, damit die nachfolgende Generation junger Frauen gar nicht erst in eine solche Lage gerate: »Dieses Thema darf nicht im Schweigen versinken.«
Köpping erinnerte an die große öffentliche Diskussion über häusliche Gewalt. Sie habe seinerzeit dafür gesorgt, dass die Gesellschaft sensibilisiert wurde und Fallzahlen sanken. Ein solcher Effekt könne sich auch beim Thema sexuelle Nötigung einstellen. #MeToo sei ohne Zweifel ein Thema für Sachsen. Auch hier spiele es in vielen Berufsfeldern eine Rolle. »Es gibt zum Beispiel Fahrlehrer, die Frauen bei entsprechender Gegenleistung eine Reduzierung der Fahrstunden offerieren. Dem gilt es einen Riegel vorzuschieben.«
»Ich selber habe so eine Erfahrung machen müssen. Als junge Frau von 19 Jahren spielte ich in einem Kabarett und erhielt eines Abends eine eindeutige Avance. Da wurde mir unter einem Vorwand eine neue Rolle angeboten. Doch ich habe gemerkt, in welche Richtung das geht. Natürlich kann man nein sagen. Aber es gibt auch Abhängigkeiten, wo das nicht so leicht ist. Da fällt einem das Nein-Sagen schwerer«, sagte Köpping. Sie sei nicht überrascht vom Ausmaß des Problems wie es nun durch die Offenlegung Betroffener deutlich geworden ist.
Köpping ist nach eigenem Bekunden in den vergangenen Wochen von Frauen in Sachsen nicht explizit auf das Thema angesprochen worden: »Das könnte auch daran liegen, dass Betroffene nicht wissen, an wen sie sich wenden können und dass eine Gleichstellungsministerin sich auch dafür verantwortlich fühlt.« Man brauche eine gesellschaftliche Debatte und müsse sie auch persönlich führen, denn es gehe um persönliche Verantwortung: »Es ist ein Thema für Frauen und Männer.« Die Aufklärung betreffe beide Seiten.
»Wir müssen jetzt nur höllisch aufpassen, dass Dinge nicht vermischt werden. Manche sind nun der Meinung, man könne Frauen ungestraft gar keine Komplimente mehr machen. Darum geht es gar nicht. Denn jede Frau versteht den Unterschied zwischen einem ehrlichen Kompliment und einer sexuellen Nötigung.« Es sei etwas ganz anderes, wenn Abhängigkeiten ausgenutzt würden - ob nun im Büro, in der Politik oder im Filmgeschäft. Männer sollten nicht verunsichert sein und sich der Debatte stellen - einer sachlichen Debatte ohne Übereifer. dpa/nd
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