Kein gutes Vorbild

Simon Poelchau über das Geschrei der deutschen Wirtschaft angesichts der Steuerreform in den USA

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.
Als ob die deutsche Wirtschaft nur auf Donald Trump gewartet hätte: Kaum hat der US-Präsident seine umstrittene Steuerreform durchgeboxt, die vor allem Reichen und Konzernen viel bringt, schreit nun auch hierzulande die Wirtschaft nach Steuersenkungen.

»Steuerpolitik ist immer auch Standortpolitik«, verkündete gleich am Mittwoch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Joachim Lang.

Nun müsse sich die neue Bundesregierung »diesem verschärften internationalen Wettbewerb stellen«. Man möchte hoffen, dass Berlin das genaue Gegenteil macht und sich dem teuflischen Steuersenkungskreislauf entgegenstellt, den Trump jetzt international ausgelöst hat. Denn was gebraucht wird, das ist nicht weniger, sondern mehr Umverteilung. Die Zahlen, die der renommierte französische Verteilungsforscher Thomas Piketty gerade veröffentlichte, zeigen, dass weltweit die Ungleichheit zunimmt.

Und das mit Folgen für die Konjunktur. Zudem braucht die öffentliche Hand genügend Geld, um die Herausforderungen der Zeit wie die Digitalisierung meistern zu können. So ist zu hoffen, dass Berlin sich Trump wenigstens nicht zum Vorbild nimmt, wenn es schon nicht zur Steuererhöhung kommt, die eigentlich nötig wäre.

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