Ein wenig Licht - und viel Schatten

Drei gute Nachrichten aus der Türkei in einer Woche - schön. Doch die Bilanz des Jahres bleibt verheerend, sagt Nelli Tügel

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Woche begann mit etwas, das selten geworden ist: guten Neuigkeiten aus der Türkei. Die deutsche Journalistin Meşale Tolu sitzt nicht mehr im Knast. Am Dienstag die nächste erfreuliche Wende: Sharo Garip, Soziologe aus Köln, darf nach zweijähriger Ausreisesperre die Türkei verlassen. Und am Donnerstag wurde der Schweriner David Britsch überraschend nach monatelanger Haft entlassen. Offenbar will Erdoğan die lädierten deutsch-türkischen Beziehungen zum Jahresausklang wieder ein wenig aufrichten.

Doch so schön die Nachrichten sind - sie ändern nichts an den Verheerungen, die die AKP-Politik der vergangenen zweieinhalb Jahre hinterlassen hat. Einer ungeheuren Zerstörungswut fielen in kurzer Zeit Demonstrations-, Meinungs- und Pressefreiheit zum Opfer.

All jene, die schon von Tauwetter reden, da drei Deutsche nun etwas »Gnade« erfahren haben, seien daran erinnert: Zehntausende wurden verhaftet, etliche Intellektuelle sind geflohen, der Öffentliche Dienst wurde »gesäubert«, im Südosten herrscht Krieg, Opposition und Parlament sind ausgeschaltet, Denunziantentum und Fundamentalismus auf dem Vormarsch. In dieser Woche gab es ein wenig Licht, ja - aber was 2017 in der Türkei geschehen ist, wird noch in vielen Jahren tiefe Schatten werfen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.