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- Italiens humanitärer Korridor
Ein Anfang
Sebastian Bähr hofft auf einen humanitären Korridor nach Europa
Eine Handvoll leidensgeplagter Flüchtlinge bekam zu Weihnachten ein besonderes Geschenk. Sie wurden - durch das Flüchtlingshilfswerk UNHCR, mit Erlaubnis der italienischen Regierung und finanziert durch italienische Katholiken - als erste Gruppe direkt aus den libyschen Folter- und Vergewaltigungslagern in des relativ sichere Europa evakuiert. Spätestens seit den Ende November öffentlich gewordenen Videos von den Sklavenmärkten in dem nordafrikanischen Land wäre der nun kurzzeitig errichtete humanitäre Korridor eigentlich selbstverständlich gewesen; die Berichte über die Gräueltaten sind seit langem bekannt. Angesichts einer gesellschaftlich kaum hinterfragten europäischen Abschottungspolitik mit alleine in diesem Jahr mehr als 3000 jämmerlich im Mittelmeer krepierten Menschen ist die Rettungsaktion aber tatsächlich ein »Anfang« - so die Worte des italienischen Innenministers -, der vorsichtige Hoffnung weckt.
Damit der humanitäre Korridor jedoch mehr wird als eine einsame PR-Aktion, mehr als eine Ablenkung von der anhaltenden Aufrüstung der kriminellen libyschen Küstenwache und mehr als eine Beruhigungspille für das europäische Gewissen, müssen nun die anderen EU-Staaten nachziehen und Verantwortung übernehmen. 162 Flüchtlinge konnten gerettet werden. Mehrere Zehntausend warten noch.
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