- Kommentare
- Sozialbetrug bei Ryanair
Mit allen Mitteln
Simon Poelchau über die Anklage wegen Sozialbetrugs bei Ryanair
Beim Billigflieger Ryanair mag man Angestelltenrechte und Sozialstandards bekanntlich gar nicht. Dass die Staatsanwaltschaft Koblenz nun Anklage gegen fünf Beschuldigte wegen mutmaßlicher Verstrickung in ein System scheinselbstständiger Ryanair-Piloten erhoben hat, zeugt aber davon, dass dem Konzern offenbar auch eindeutige Rechtsverstöße recht sind, solange er der billigste in Europas Lüften ist.
Natürlich kann man jetzt einwenden, dass die Angeklagten noch nicht verurteilt seien und somit die Unschuldsvermutung gelte. Außerdem sitze ja nicht Ryanair selbst auf der Anklagebank, sondern zwei britische Personaldienstleister. Doch sind die Arbeitsbedingungen bei Ryanair durch Medienberichte mittlerweile so gut recherchiert, dass selbst der größte arbeitsrechtliche Laie erkennen müsste, dass dort Scheinselbstständigkeit an der Tagesordnung ist. Und wer, wenn nicht Ryanair, profitiert letztlich von diesem System? Die Piloten, die sich nach einer teuren Ausbildung mit einem prekären Beschäftigungsverhältnis abfinden sollen, sicherlich nicht.
Dass Ryanair dieses System nicht selbst betrieben hat, sondern es von Personalfirmen hat ausführen lassen, macht die Angelegenheit nicht besser, sondern sogar noch schlechter. Schließlich kann man von einer Fluggesellschaft, die eine ihrer wichtigsten Angestelltengruppen, die Piloten, auslagert, wirklich nicht viel halten. Aber dem Konzern scheint dies egal zu sein, Hauptsache der Profit stimmt.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!