George Weah übernimmt in Liberia
Ex-Fußballstar gewinnt Stichwahl um Präsidentenamt
»Meine Mitbürger in Liberia, ich kann die Gefühle der gesamten Nation nachempfinden«, schrieb der frisch zum Wahlsieger ausgerufene George Weah am späten Donnerstagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter. »Mir ist die Bedeutung und die Verantwortung der immensen Aufgabe, die ich heute übernehme, bewusst. Der Wandel findet statt.«
Seine Wählerinnen sind seit jeher vor allem junge Menschen, für die seine Fußballerkarriere Vor- und Traumbild zugleich ist. Die jungen Leute stellen die größten Wählergruppen in Liberia, denn hier beträgt das Durchschnittalter nur rund 18 Jahre. Im ersten Wahlgang am 10. Oktober hatte Weah denn auch 39 Prozent der Stimmen erhalten und war mit einem komfortablen Vorsprung in die Stichwahl gegangen.
Weah ist seit 2014 Mitglied des liberianischen Senats, und niemand zweifelt an seinem guten Willen. Es heißt, dass er etwa zwei Millionen US-Dollar seines persönlichen Vermögens für sportliche und wohltätige Zwecke in Liberia aufgewandt hat. Dennoch wird von Analysten bezweifelt, dass er Ellen Johnson-Sirleaf ersetzen kann, die von 2005 bis 2017 in zwei Amtsperioden das einstige Bürgerkriegsland stabilisierte. Die Skepsis gegen Weah rührt aus seiner Zeit als Senator, wo er sich indifferent verhalten hat. Weah gilt als wenig beredt, weshalb er auch den beiden Duellen der Präsidentschaftskandidaten ferngeblieben ist.
Für Diskussionen sorgte Weahs Wahl seiner Vizepräsidenten-Kandidatin Jewel Howard-Taylor. Die Senatorin ist die Ex-Frau des früheren Präsidenten Charles Taylor. Weah bestreitet aber jeglichen Kontakt zu dem Ex-Staatschef.
Taylor war ein gefürchteter liberianischer Kriegsherr und von 1997 bis 2003 Präsident Liberias, bevor er 2012 wegen Kriegsverbrechen zu 50 Jahren Haft verurteilt wurde, die er in einem Gefängnis in Großbritannien verbüßt.
Jewel Taylor gilt als kompetent und politisch beschlagen. Doch viele machen sich Sorgen wegen ihrer nach wie vor guten Verbindungen zu ihrem Ex-Mann und fragen sich, welche Ziele beide verfolgen. Die Aussicht auf eine Präsidentschaft George Weahs bereitet auch deshalb Kopfzerbrechen, weil eine friedliche und rasche Entwicklung Liberias keineswegs als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann: Der negativen Handelsbilanz und hohen Auslandsverschuldung ist mit dem Export von Rohstoffen wie Eisenerz, Diamanten und Holz sowie Kautschuk, Kakao und Kaffee kaum beizukommen. 2014 wurde das Land zudem von einer Ebola-Epidemie heimgesucht, die 4000 Menschen das Leben kostete.
Besondere internationale Aufmerksamkeit wurde den Wahlen in diesem Jahr zuteil, weil die Stichwahl schon am 7. November hätte stattfinden sollen. Doch der Oberste Gerichtshof gab einer Beschwerde des drittplatzierten Kandidaten Charles Walker Brumskine wegen Wahlbetrugs statt und untersuchte die Vorkommnisse. Das sorgte für Unruhe. Doch Anfang Dezember fällte der Oberste liberianische Gerichtshof ein salomonisches Urteil: Ja, es habe Unregelmäßigkeiten gegeben, aber der Urnengang als Ganzes müsse nicht wiederholt werden. Daher wurde die Stichwahl am zweiten Weihnachtsfeiertag nachgeholt. Personalie Seite 4
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