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Kurzfristige Interessen
Simon Poelchau über die Fehlannahmen der Industrie bei der Energiewende
Der deutschen Industrie ist die Energiewende immer noch zu teuer. Nationale Alleingänge könnten die Umstellung auf Erneuerbare zu teuer machen und letztlich zur Verlagerung von Produktion ins Ausland führen, nörgelt der Oberlobbyist der heimischen Industrie, BDI-Präsident Dieter Kempf, herum.
Da fragt man sich erstens, ob man im selben Land mit Kempf lebt. Schließlich wurde die Förderung der Energiewende so stark beschnitten, dass Deutschland wahrlich kein Vorreiter mehr ist und Alleingänge in Sachen Klimaschutz eher unwahrscheinlich sind. Zweitens fragt man sich, welche Produktion Kempf meint. Denn die Rabatte für energieintensive Unternehmen wurden in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut - mit der Folge, dass fast kein großes Unternehmen mehr Ökostromumlage oder Netzentgelte zahlen muss. Auf ihnen lasten also wahrlich nicht die Kosten der Energiewende. Diese müssen stattdessen Haushalte und kleine Betriebe stemmen. Und drittens fragt man sich, ob Kempf überhaupt noch an eine Zukunft glaubt. Früher oder später wird das fossile Zeitalter zu Ende gehen. Dies ist nicht allein eine Frage des Klimaschutzes. Erdöl, -kohle und -gas sind einfach begrenzte Ressourcen. Es muss also bald eine regenerative Alternative zu ihnen geben.
Wenn der BDI also wieder vermeintliche Gründe gegen eine schnelle Energiewende ins Feld führt, dann beweist er nur eins: sein kurzfristiges Denken.
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