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Geschwächter Polarwirbel
Kältewelle in den USA ist kein Widerspruch zur Klimaerwärmung
Ein extremer Kälteeinbruch und dann auch noch ein starker Schneesturm in den USA: Solche eisigen Zeiten sind nach Forscherangaben keineswegs ein Zeichen für einen stockenden globalen Klimawandel. Dagegen hatte US-Präsident Donald Trump erst kürzlich wieder per Twitter die Erderwärmung in Abrede gestellt - diesmal unter Hinweis auf den bitterkalten Winter in Teilen der USA.
»Es ist zunächst wichtig, daran zu erinnern, dass sich die extreme Kälte fast ausschließlich regional auf die USA beschränkt«, betont Marlene Kretschmer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). »Global gesehen ist es momentan viel wärmer auf der Erde als normalerweise.« In Deutschland war es zu Silvester bis zu 16,1 Grad warm.
Klimaforscher registrieren immer häufiger eine Wetterlage, bei der eine hohe Luftströmung, der sogenannte Jetstream, welliger wird. Eine Ursache liege darin, dass sich die Arktis schneller erwärmt als die Tropen, was den Jetstream beeinflusse. In den USA etwa zeigt sich dann ein deutliches Muster, bei dem der Westen in einer warmen Luftströmung aus dem Süden liegt, während in die Osthälfte polare Kaltluft aus dem Norden strömt, wie Kretschmers PIK-Kollege Stefan Rahmstorf erläuterte. Die Wellen werden stationär, bewegen sich tagelang nicht mehr vom Fleck.
»Seit dem Jahreswechsel sieht man deutlich, dass der Jetstream über Nordamerika eine wellige Form angenommen hat, mit Winden, die kalte arktische Luft in den Nordosten der USA transportieren«, erläutert Kretschmer. Wie extrem das Wetter zu Jahresbeginn in den USA aus klimawissenschaftlicher Sicht sei, müsse im Detail noch untersucht werden, wenn alle relevanten Daten vorliegen. »Wie es aussieht, sind starke Schneestürme an der Ostküste der USA in den letzten Jahrzehnten aber häufiger geworden.«
»Allgemein sind die Winter im Nordosten der USA, aber auch in Europa und im nördlichen Asien im Mittel seit etwa 1990 kälter geworden«, sagt Kretschmer. Dies stehe im starken Kontrast zum allgemeinen globalen Erwärmungstrend, besonders in der Arktis. Dort verstärkt etwa das zurückgehende Eis die Erwärmung, weil Eis mehr Strahlen zurückwirft als die dunkle Wasserfläche. Es gebe Hinweise darauf, dass der Rückgang des Arktischen Meereises zu den Kälteausbrüchen in den USA und Eurasien beigetragen hat. »Ein sehr wichtiger Faktor ist in dem Klimageschehen der sogenannte Polarwirbel, ein Band schneller Westwinde, das normalerweise die kalte Luft über der Arktis einschließt«, sagt die Potsdamer Wissenschaftlerin. »Wird dieser Polarwirbel geschwächt, kann die kalte Luft aus der Arktis in niedrigere Breiten entweichen, was oftmals mit einem welligen Jetstream zusammenhängt.«
Und spielt der Klimawandel auch bei außergewöhnlichen Starkstürmen wie dem zuletzt in den USA tobenden »Grayson« eine gewisse Rolle? Das wäre plausibel, sagte Jeff Masters vom Wetterdienst Weather Underground. Denn der Klimawandel beeinflusse die Atmosphäre fundamental und habe auch Einfluss auf die Entstehung eines Sturmes. Auch Masters verweist darauf, dass der Klimawandel möglicherweise zu mehr Bögen des Jetstreams führen und dies wiederum solche Stürme fördern könnte. Auf dem gesamten Feld werde jedoch noch geforscht, und es gebe noch keine einhellige Meinung dazu, wie der Klimawandel Stürme beeinflusse.
Etwas mehr weiß man über den sogenannten Bomben-Zyklon, dessen Namen es laut Masters seit 30 Jahren gibt: »Ein Bomben-Zyklon ist ein Tiefdruckgebiet, das sehr schnell intensiver wird.« Dabei falle der Luftdruck um mindestens 24 Millibar innerhalb von 24 Stunden. Das erzeuge weitere starke Winde. Eine Voraussetzung für diesen Sturm sei eine große Welle des Jetstreams. Die kalten Temperaturen entstehen laut Masters, weil der Zyklon viel arktische Luft über Kanada hinweg heranziehe. dpa/nd
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