- Politik
- nd-Soliaktion: Teilen macht satt
Kleine Raupe, große Gefahr
Der Herbst-Heerwurm gefährdet mit seiner Gefräßigkeit die Maisernte in fast ganz Afrika
Der Feind ist nur ein paar Zentimeter groß, aber sein Angriff gleicht einer Invasion: Der Herbst-Heerwurm bedroht die Maisernte in weiten Teilen Afrikas. Zu Tausenden machen sich die Raupen des Eulenfalters über Maisfelder her und schaffen es, innerhalb kürzester Zeit ein ganzes Feld leer zu fressen - dieser massenhafte Angriff hat der hungrigen Raupe zu dem Namen »Heerwurm« verholfen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) warnt, dass der Schädling bis zu 70 Prozent einer Ernte vernichten kann.
Die Raupe stammt ursprünglich aus Nord- und Südamerika, dort wird sie bereits seit Jahrzehnten bekämpft. In Afrika sind die Bauern - und auch die Regierungen - kaum auf den Ausbruch der Plage vorbereitet. Gerade im südlichen Afrika ist die Gefahr von Ernteverlusten hoch. Mais ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Region. In Sambia sind bereits über 100 000 Hektar Mais betroffen, ebenso in zahlreichen Provinzen in Simbabwe. Auch in Südafrika wurde die Raupe bereits auf Feldern entdeckt. Vor einigen Monaten hat die FAO deshalb eine Krisensitzung aller betroffenen afrikanischen Staaten in Simbabwe einberufen und ein Budget zur Bekämpfung bereitgestellt.
Auch Mosambik hat erste Schäden durch den Heerwurm zu verzeichnen. In einigen Provinzen, insbesondere in der Grenzregion zu Simbabwe, wurde der Schädling gesichtet. Derzeit arbeitet das Landwirtschaftsministerium an Trainings für landwirtschaftliche Techniker in den Distrikten und an Informationsbroschüren. Ob das ausreicht, ist fraglich, denn die Gefahr, die von dem Insekt ausgeht, ist groß. Ein Großteil der Bauern in Mosambik lebt von der Subsistenzlandwirtschaft, und ein Ausfall der Maisernte bedeutet Hunger in vielen Familien.
Auch der Kleinbauernverband UNAC ist sich der Gefahr bewusst und versucht, die Bauern so gut es geht zu unterstützen. UNAC arbeitet mit der Entwicklungsorganisation INKOTA aus Deutschland zusammen. Der Verband ist in ganz Mosambik aktiv und hat Vertretungen in fast allen Distrikten, insgesamt sind knapp 100 000 Menschen in dem Kleinbauernverband organisiert. Über seine Zweigstellen und auch über lokale Gemeinderadios verbreitet UNAC Informationen über die Plage: Fotos und Beschreibungen der Raupen, damit die Menschen sie identifizieren können, und Hinweise, wie man sie bekämpfen kann. Zwar sind es in erster Linie chemische Pestizide, die gegen den Schädling helfen, aber auch mit der richtigen Anbautechnik können Ernteverluste eingedämmt werden.
»Bestimmte Kulturtechniken schränken die Ausbreitung ein«, erklärt Bartolomeu Antonio, Programmleiter der UNAC. »Eine frühe Aussaat und die Verwendung früher Sorten können das Ausmaß von Befall und Schäden reduzieren. Außerdem sollten Pflanzenrückstände nach der Ernte entfernt werden. Und wenn ein Feld bereits befallen ist, hilft es, Gräben um das betroffene Areal auszuheben - dann sind die Raupen leichter zu töten, wenn sie versuchen, auf ein Nachbarfeld zu gelangen.«
Aber auch der Ansatz der UNAC, den Anbau zu diversifizieren und gemeinsam in Bauerngenossenschaften zu produzieren, trägt zur Sicherung der Ernährung bei. In der zentralmosambikanischen Provinz Manica, in der UNAC ein Projekt zur Erhaltung und zum Nachbau von Saatgut umsetzt, werden neben Mais auch Maniok, Süßkartoffeln, Hirse, Bohnen und verschiedene Gemüsesorten angebaut und vervielfältigt. So stehen die Bauern nicht mit leeren Händen da, falls der Heerwurm auch auf ihren Feldern angreift.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.