Für die Vitrine

Stefan Otto fragt sich, wer den BVG-Schuh tragen wird

Um den BVG-Turnschuh gibt es nun also einen Hype. Zu Hunderten harrten die Leute vor den beiden Läden aus, die ihn am Dienstag limitiert auf 500 Exemplare verkauft haben. Im Design der Sitzbankmuster und in den Farben des Fahrdienstleisters, versehen mit einem Jahresticket - für schnäppchenhafte 180 Euro. Die Schuhe sind zum Stadtgespräch geworden, die Marketingabteilung der BVG hat offenbar alles richtig gemacht. Für jene, deren Aufgabe es ist, über das Stadtgeschehen zu schreiben, ist es nicht leicht, über den BVG-Schuh zu berichten, ohne ins Fahrwasser der Produktwerbung zu geraten.

Nun aber doch der Versuch: Bei Licht betrachtet ist der Sneaker zwar günstig, aber völlig unpraktisch. Er gilt nämlich nur für die BVG, nicht für die S-Bahn. Der öffentliche Nahverkehr in Berlin funktioniert aber als Einheit. Mit den Schuhen durch die Stadt fahren würde also einer großen Baustelle auf allen Abschnitten der S-Bahn gleichen. Bitte schön, wer das mag, soll das tun. Eines ist aber gewiss: Wer die Dinger anhat, wird Aufmerksamkeit erlangen. Dass sich viele die Schuhe tatsächlich überstreifen, davon kann nicht unbedingt ausgegangen werden. Das würde nämlich einen enormen Wertverlust nach sich ziehen.

Lukrativ ist fraglos, die Sneaker nach dem Erwerb weiterzuverkaufen. Schon jetzt werden sie auf Ebay für ein Vielfaches angeboten. Der Markt der Sammlerkuriositäten wird also ein paar Pirouetten drehen.

Was die BVG angeht, so wäre es wünschenswert, wenn sie sich etwas mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrierte. Das ist nun einmal, die Leute von hier nach da zu bringen. Möglichst sicher und pünktlich. Wenn nicht ein Wunder geschieht, dann entsteht in absehbarer Zeit ein gravierender Engpass, weil die alten Züge der Baureihe F79 wegen technischer Mängel eher als geplant von der Schiene genommen werden. Derzeit sieht es nicht aus, als gäbe es ab 2019 entsprechenden Ersatz.

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