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»Ich muss die Balance finden«

Berlins Volleyballtrainer Luke Reynolds hat endlich seine Stammformation gefunden - doch die ist ziemlich alt

Nach einem holprigen Saisonstart und zwei Niederlagen in der Champions League hat Ihr Team nun Toulouse klar mit 3:0 bezwungen. Ist die Wende geschafft?
Der Sieg war ein weiterer Schritt nach vorn. Unser Block und die Feldabwehr waren wieder besser als im letzten Spiel, auch wenn wir hier und da mal ein wenig Pech hatten. Jetzt kann ich mich auf die Atmosphäre beim nächsten Bundesligaspiel in Herrsching freuen. Ich habe gehört, da geht die Post ab.

Sie haben über die gesamte Partie hinweg nicht einmal ausgewechselt. Glauben Sie, Ihre zweite Reihe ist nicht gut genug, um in der Champions League zu bestehen oder wollen Sie, dass sich die Stammformation besser einspielt?
Es war vor dem Spiel nicht einfach zu entscheiden, wen ich spielen lasse, wir haben immerhin drei Spiele in einer Woche zu bewältigen. Aber ich will auch eine Gruppe finden, die sich in einen guten Rhythmus spielt. Das begann schon beim Sieg gegen Düren vor drei Tagen, also bin ich mit demselben Team ins Match gegangen, um einen weiteren Schritt voran zu machen. Die anderen Spieler sind aber nicht schlechter. Wenn ich ständig wechsele, verlieren wir eventuell den guten Rhythmus. Aber vielleicht setze ich im Spiel gegen Herrsching am Samstag doch andere ein, um die Spieler von heute mal zu schonen. Wir wollen ja auch immer frisch antreten. Ich muss die Balance finden.

Ihre Stammformation ist mit einem Durchschnittsalter von fast 29 Jahren schon recht betagt. Sie wurden im Sommer auch geholt, um den Nachwuchs zu fördern. Warum gelingt das noch nicht?
Mit Matti Binder und Linus Weber hatten wir jetzt zwei Talente, die noch jünger als 20 sind, erstmals im Kader. Wir versuchen, häufiger mit ihnen zu trainieren, aber sie gehen noch zur Schule und können sie nicht immer dabei sein. Ich will aber betonen, dass auch die älteren Spieler gern mit ihnen trainieren. Die Jungen sind voller Energie und zwingen die Alten mit größerer Intensität an jede Einheit heranzugehen, weil die nicht von einem 18-Jährigen geschlagen werden wollen. Aber es stimmt, dass wir bei unserer Altersstruktur die deutschen Talente weiter integrieren müssen.

Ihre Mannschaft war zu Saisonbeginn sehr unbeständig. Gegen Toulouse spielte sie nun stark in den Sätzen eins und drei. Der zweite war viel knapper und hätte verloren gehen können. Ist das Problem noch immer nicht gelöst?
Ich denke, im zweiten Satz kamen wir nicht so einfach zu Punkten, weil Toulouse viel besser verteidigt hat. Unser Block hatte zudem etwas Pech, als manche Bälle unglücklich abgelenkt wurden. Wir haben also nicht schlechter gespielt. Unser Aufschlag und die Verteidigung blieben eigentlich auf einem guten Niveau.

Beim Stand von 18:18 nahmen sie eine Auszeit, nachdem ihr Team einen 70 Sekunden langen Ballwechsel mit 21 Netzüberquerungen verloren hatte. Hatten Sie Angst, dass die Mannschaft das mental nicht verkraftet, oder wollten Sie ihr einfach eine Atempause gönnen?
Das zweite, ganz klar. Wir Volleyballer haben sonst viel kürzere Ballwechsel und trainieren kaum unsere Ausdauer. Nach diesem unglaublichen Punkt sahen alle Spieler ziemlich kaputt aus, also war es besser, die Jungs erst mal auf die Bank zu holen. Bei so einem knappen Spielstand ist die Gefahr sonst zu groß, nur wegen der Müdigkeit gleich noch zwei Punkte und damit den ganzen Satz zu verlieren. Danach haben wir auch gleich zwei Punkte gemacht.

In einer Woche kommt der Vizemeister und Erzrivale Friedrichshafen in der Bundesliga nach Berlin. Der VfB spielt eine hervorragende Saison in der Bundesliga und der Champions League. Kommt dieser starke Gegner noch zu früh für ihre Mannschaft, die im Oktober beim Supercup recht deutlich in ihre Schranken gewiesen wurde?
Ach, das werden wir erst sehen, wenn wir spielen. So funktioniert doch der Sport. Planen kann man Ergebnisse nie. Vielleicht erwischt Friedrichshafen mal einen richtig schwachen Tag oder wir einen richtig starken. Ganz aktuell freue ich mich erst mal über die Richtung, in die wir uns bewegen. Wir werden immer besser, wir entwickeln uns weiter. Das ist das Wichtigste. Und Friedrichshafen wird einfach nur eine weitere Hürde auf unserem Weg sein. Genauso wie Herrsching, bei denen wir vorher antreten müssen. Wir dürfen nie den Fokus auf das drittnächste Spiel legen, sonst verlieren wir die zwei zwischendurch. Daher konzentriere ich mich derzeit klar auf Herrsching. Ich will aber nicht leugnen, dass ich mich auch schon auf die Revanche gegen Friedrichshafen und seinen Trainer Vital Heynen freue. Das steckt schon im Hinterkopf, keine Frage.

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