Mesale Tolus Mann erneut festgenommen

Türkei: Razzien gegen linke ESP-Mitglieder / Sorgen um Hungerstreikende

  • Lesedauer: 2 Min.

Istanbul. Knapp acht Wochen nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft in der Türkei ist der Ehemann der deutschen Journalistin Mesale Tolu erneut festgenommen worden. Mesale Tolus Vater Ali Riza Tolu sagte der Deutschen Presse-Agentur in Istanbul am Freitag telefonisch, zur erneuten Festnahme seines Schwiegersohnes Suat Corlu sei es bereits am Vortag in Istanbul gekommen. Auch die sozialistische Partei ESP, in deren Vorstand Corlu sitzt, bestätigte die Festnahme und entsprechende ARD-Berichte. Mesale Tolu war ihrerseits erst vor einem Monat aus der Untersuchungshaft in Istanbul entlassen worden.

Die ESP teilte nach Angaben der linken Nachrichtenagentur Etha mit, in Istanbul, Ankara, Izmir, Diyarbakir, Antakya und Samsun sei es zu Polizeirazzien gegen ihre Unterstützer gekommen. Insgesamt seien sieben Menschen in ihren Wohnungen festgenommen worden, darunter Corlu, zwei weitere ESP-Mitglieder und ein Anwalt. Ein Kulturzentrum in Ankara sei gestürmt und »geplündert« worden. Die ESP machte für die Razzien die »AKP-Palast-Diktatur« verantwortlich.

Corlu war erst am 29. November bis zu einem Urteil in seinem Prozess auf freien Fuß gesetzt worden, Mesale Tolu am 18. Dezember. Gegen Mesale Tolu - die aus Ulm stammt und nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt - wurde ein Ausreiseverbot verhängt. Beide sind in separaten Verfahren unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation angeklagt. Suat Corlu war am 5. April 2017 festgenommen worden, Mesale Tolu am 30. April. Gegen beide wurde anschließend U-Haft verhängt.

Derweil hat sich die Ärztekammer in Ankara hochgradig besorgt über den Gesundheitszustand zweier türkischer Akademiker geäußert, die seit mehr als 300 Tagen per Hungerstreik die Rücknahme ihrer Entlassungen aus dem Staatsdienst fordern. Die Universitätsdozentin Nuriye Gülmen sei von 59 Kilogramm auf inzwischen nur noch 33,8 Kilogramm abgemagert, teilte die Kammer am Freitag mit. Der Grundschullehrer Semih Özakca, der zu Beginn des Hungerstreiks am 9. März 86 Kilogramm schwer gewesen sei, wiege nur noch 45,3 Kilogramm. Die Dozentin und der Lehrer gehören zu mehr als 150 000 Staatsbediensteten, die nach dem Putschversuch vom Juli 2016 per Notstandsdekret entlassen oder suspendiert wurden. Gülmen und Özakca nehmen seit dem 9. März 2017 nur Wasser, Zucker, Salz und Vitamin B zu sich. dpa/nd

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