Die potenziellen Personenschützer werden auf Herz und Nieren überprüft

Fernando Mora über die Ausbildung von ehemaligen Guerilleros zu Bodyguards

  • Lesedauer: 3 Min.

In dem Friedensabkommen mit der FARC-Guerilla gibt es ein spezifisches Programm für den Schutz der Comandantes der FARC. Wer erhält Schutz?

Die Führungsmitglieder der politischen Partei der FARC - allerdings nach einer Prüfung der Sicherheitsrisiken von unserer Seite. Dafür haben wir innerhalb der Unidad Nacional de Protección (UNP), der Nationalen Schutzeinheit, eine Unterabteilung geschaffen, die eigenständig agiert sowie einen Runden Tisch, wo zum einen ein Vertrauter des Präsidenten Juan Manuel Santos sitzt, zum anderen fünf Mitglieder der FARC und fünf Vertreter der Regierung sowie ein Beobachter der Vereinten Nationen aus dem hiesigen Menschenrechtsbüro.

Seit wann arbeitet die Unterabteilung innerhalb der UNP?

Im März 2017 wurden die entsprechenden Verträge mit den detaillierten Vorgaben unterzeichnet und das Programm nahm die Arbeit auf. Für die Unterabteilung arbeiten derzeit 105 Personen, vom Ausbilder bis zur Verwaltungsangestellten, die nun bis zu 1200 Personenschützer mit Guerilla-Hintergrund ausbilden sollen.

Wie viele Personenschützer sind denn, rund ein Jahr nach Unterzeichnung des Friedensvertrages, ausgebildet worden?

Derzeit sind es etwa 460 ausgebildete Personenschützer, die im Einsatz sind. Mitte Dezember sind noch einmal 350 hinzugekommen und im Januar beginnt der dritte Kurs. Diesen Bodyguards stehen derzeit rund 146 Personen aus der FARC-Führungsgruppe, die Schutz benötigen, wovon auch einige in speziellen Programmen wie dem Anti-Minen-Programm, den Reintegrations-Programmen oder der Substituierung von Kokasträuchern arbeiten, gegenüber. Von denen erhalten derzeit rund 110 Schutz, der Rest wartet noch auf die konkreten Maßnahmen, die von der Kommission am Runden Tisch festgelegt werden. Derzeit haben wir rund 300 Fahrzeuge, teilweise gepanzert, die zur Verfügung stehen, Waffen, Sicherheitswesten und Telefone sowie alles weitere.

Wer schützt die ehemaligen FARC-Comandantes - ausschließlich ehemalige Guerilleros?

Nein, das ist eine gemischte Struktur: Polizei, Personal der UNP sowie die neu ausgebildeten Personenschützer ihres Vertrauens.

Sind alle der rund 460 neu ausgebildeten Personenschützer der Unterabteilung ehemalige FARC-Guerilleros?

Nein, das sind rund 180, die restlichen 280 haben einen anderen Hintergrund, genießen aus unterschiedlichen Gründen das Vertrauen der FARC-Führung, weil sie zum Beispiel Guerillas wie der M-19 oder der EPL angehörten oder weil sie hier oder dort zuverlässig waren.

Nach welchen Kriterien werden die neuen Personenschützer überprüft?

Wir nehmen einen Auswahlprozess vor, der rund 45 Tage dauert, in denen die potenziellen Personenschützer auf Herz und Nieren überprüft werden. Medizinisch, aber auch psychologisch und vom Ausbildungsstand sowie erkennungsdienstlich. Alle die diesen Auswahlprozess durchlaufen, haben grünes Licht für den Kurs zum Personenschützer.

Ein Jahr nach dem Friedensabkommen fehlen rund zwei Drittel der nötigen Personenschützer. Warum ist es trotz der klaren Vorgaben zu Verzögerungen gekommen?

Mitte Dezember ist der zweite Kurs mit rund 350 Teilnehmern beendet worden, so dass wir annähernd 800 Personenschützer zur Verfügung haben. Und im Frühjahr werden wir dann die vorgesehenen 1200 Escoltas, Personenschützer, zur Verfügung haben. Das ist später als geplant, aber es dauert deutlich länger bis deren Amnestie durch ist und ihre Papiere neu ausgegeben sind - das sind erhebliche Hürden, die zu Verzögerungen führen.

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