Panama ist offiziell keine Steueroase

EU-Minister streichen acht Länder von Schwarzer Liste

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

So schnell kann der gute Ruf wieder hergestellt sein: Keine zwei Monate galt Panama offiziell als böses Steuerparadies, bis die EU-Finanzminister am Dienstag den zentralamerikanischen Staat zusammen mit sieben weiteren Ländern wieder von ihrer Schwarzen Liste der Steueroasen strichen. Diese Länder hätten Zusagen gemacht, ihre Steuerpraktiken zu überarbeiten, hieß es zur Begründung aus Brüssel.

Spätestens seit der Veröffentlichung der sogenannten Panama Papers im April 2016 gilt der Kleinstaat als Steuerparadies schlechthin. Dabei wurde aufgedeckt wie eine einzige Kanzlei allein mehr als 14 000 Klienten bei der Gründung von 214 488 Briefkastenfirmen zur Steuerhinterziehung und Verschleierung von Vermögen verhalf. Um Druck auf Panama und andere Offshore-Zentren auszuüben, damit sie solche Praktiken bei sich endlich verhindern, veröffentlichte die EU im Dezember eine Schwarze Liste. 17 Länder standen ursprünglich darauf. Neben Panama waren es unter anderem Südkorea, die Vereinigten Arabischen Emirate, Macao sowie Trinidad und Tobago.

»Schon als die Liste erschien, wurde nicht genau erklärt, wieso ein Land auf der Liste stand oder nicht«, kritisiert Markus Henn vom globalisierungskritischen Netzwerk WEED gegenüber »nd«. Zwar habe die EU öffentlich gemacht, anhand welcher Kriterien sie ein Land als Steueroase wertete. So müssen die Länder zum Beispiel eigentlich Unternehmenssteuern verlangen oder am OECD-Programm zum automatischen Steuerdatenaustausch teilnehmen. Doch wie diese Kriterien letztlich gewertet wurden, war Henn zufolge immer intransparent. So vermisst der Steuerexperte etliche Staaten auf der Liste. Von Anfang an nicht aufgelistet waren zum Beispiel europäische Steueroasen wie Luxemburg, die Niederlande, Irland oder die Schweiz. Auch die Bermudas, die laut Henn im Unternehmenssteuerbereich ein Offshore-Paradies sind, setzte die EU nicht auf ihre Liste.

»Die Schwarze Liste war von Beginn an ein Papiertiger«, sagt auch LINKE-Finanzexperte Fabio De Masi. Die Kriterien seien so geschleift worden, dass sowohl die USA, die den weltweiten Informationsaustausch blockieren, als auch die britischen Überseegebiete nichts mehr zu befürchten hatten. »Andere Schattenfinanzplätze wurden auf Basis unverbindlicher Zusagen verschont«, so der LINKE-Bundestagsabgeordnete.

Bereits vor einer Woche forderte der Grünen-Europaparlamentarier Sven Giegold zusammen mit Fraktionskollegen die bulgarische Ratspräsidentschaft und die zuständigen EU-Finanzminister in einem offenen Brief zu mehr Transparenz auf. Sie verlangten darin vor allem die Veröffentlichung der Verpflichtungserklärungen, an Hand derer 55 Steueroasen nicht auf die Schwarze Liste, sondern vorerst nur auf eine sogenannte Graue Liste kamen.

Schließlich stößt den Steuerfluchtexperten besonders auf, dass die Staaten Barbados, Grenada, Südkorea, Macao, die Mongolei, Panama, Tunesien und die Vereinigten Arabischen Emirate bereits auf Grund von Versprechen von der Schwarzen Liste genommen wurden. »Diese Versprechen sind wahrscheinlich nicht viel wert«, meint WEED-Experte Henn. »Echte Sanktionen gegen Länder auf der Liste sind ohnehin nicht vorgesehen«, wendet zudem De Masi ein. »Wirkliche Fortschritte im Kampf gegen die Steuertricks der Reichen und Konzerne sind mit 28 EU-Staaten ein Kampf gegen Windmühlen«, weiß der LINKE-Politiker aus seiner Zeit im Europaparlament zu berichten.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.