Thailand beschenkt Neugeborene
Das Land kämpft gegen demografischen Wandel
Mit Steuergeschenken an Familien will Thailands Regierung den demografischen Wandel abbremsen. Gleich drei Möglichkeiten soll es geben, um mit kindbezogenen Ausgaben die Steuerlast zu senken und Paare zu motivieren, mehr Nachwuchs zu produzieren.
Schon mit der nächsten Steuererklärung, verkündete der Sprecher von Vizepremier Somkid Jatusripitak, können sie unter anderem 60 000 Baht (umgerechnet gut 2000 Euro) für Ausgaben rund um Schwangerschaft und Geburt steuerlich als abzugsfähig geltend machen. Zudem steigen die generellen Abzugskosten ab dem zweiten Kind für dieses und jedes weitere pro Jahr auf 60 000 Baht - bisher ist es nur die Hälfte dieses Betrages. Die dritte Neuerung können Firmen in Anspruch nehmen, die für ihre Beschäftigten Einrichtungen zur Kinderbetreuung schaffen. Sie können sogar 200 Prozent dieser Kosten (allerdings begrenzt auf eine Million Baht) steuerlich geltend machen. Im Finanzministerium geht man davon aus, dass sich die Einbußen für die Staatskasse durch verringerte Steuern auf 2,5 Milliarden Baht summieren werden.
Das ist der Regierung der Anreiz, die Geburtenzahl anzukurbeln, aber wert. Thailand gehört zu jenen Ländern, die inzwischen überdurchschnittlich mit dem Problem einer alternden Gesellschaft zu kämpfen haben. Ist momentan nur jeder zehnte Bürger über 65, werden es laut den Prognosen der Statistiker 2030 bereits 19 Prozent der Bevölkerung sein.
Das ist beinahe ähnlich viel wie im Stadtstaat Singapur in der Nachbarschaft, wo der Zuwachs von zwölf auf 23 Prozent erfolgen wird und schon ähnliche Steuerofferten in Kraft getreten sind. Die weitere Fortschreibung geht davon aus, dass schon 2036 sogar jeder dritte Thai im nominellen Rentenalter angelangt ist.
Neben Weichenstellungen an der »Baby-Front« wie jetzt muss die Politik in Bangkok auch sehen, wie sie die Herausforderung massenhaft drohender Altersarmut angeht. Zwar sind die Basisrenten unlängst aufgestockt worden, verharren aber weiter auf sehr niedrigem Niveau, so dass schon heute viele Senioren über die Schwelle von 65 Jahren hinaus weiter zum Arbeiten gezwungen sind, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.