Langes Schweigen

»Task Force« zu Wedel

  • Lesedauer: 2 Min.

Nach Missbrauchs- und Belästigungsvorwürfen gegen den Regisseur Dieter Wedel sichten mehrere Fernsehsender ihre Archive nach frühen Hinweisen auf mutmaßliche sexuelle Übergriffe. So will der Saarländische Rundfunk (SR) die eigene Reaktion auf 1981 erhobene Vorwürfe umfassend aufarbeiten. Die Spitze des Senders habe eine »Task Force« gebildet, teilte der SR mit. Das Gremium habe die Akten von damals bereits einmal gesichtet. Es geht um Dreharbeiten für die Fernsehserie »Bretter, die die Welt bedeuten«, die von der damaligen SR-Tochterfirma Telefilm Saar (TFS) produziert wurde. »Schon jetzt steht fest, dass sich die TFS und der SR 1981 nicht richtig verhalten haben«, teilte der Sender mit.

Die damals für die SR-Serie engagierte Schauspielerin Esther Gemsch hatte in der Wochenzeitung »Die Zeit« einen mutmaßlichen Vergewaltigungsversuch geschildert, bei dem Wedel sie 1980 gewürgt haben soll. Sie habe dabei Verletzungen erlitten, weshalb sie ihre Rolle nicht habe weiterspielen können. Ihre Vorwürfe waren auch in einem internen Bericht des SR festgehalten worden. Dem »Zeit«-Bericht zufolge hatte Wedels damaliger Anwalt die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Dreharbeiten gingen mit Schauspielerin Ute Christensen weiter, die nach eigener Aussage von Wedel sexuell belästigt, schikaniert und gedemütigt worden sei.

Man wisse leider nicht, warum damals niemand auf die Vorwürfe reagiert habe, erklärte der SR. Die Reaktion solle nun aufgearbeitet werden. Der Sender hat nach eigener Aussage Kontakt zu den beiden mutmaßlichen Opfern und zu weiteren Zeitzeugen aufgenommen. Es solle »alles offengelegt werden«.

Auch der Norddeutsche Rundfunk prüft derzeit, ob sich in den Produktionsunterlagen Hinweise auf entsprechendes Verhalten Wedels finden lassen. dpa/nd Kommentar Seite 2

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.