Autobauern tut Versuch an Tieren leid
Daimler, BMW und VW ließen Affen Abgase atmen
Berlin. Diesmal reagierten die Autobauer schnell. Nachdem die »New York Times« am Freitag über Tierversuche im Auftrag deutscher Autobauer berichtet hatte, kam prompt am Samstag eine Entschuldigung. »Wir sind der Überzeugung, dass die damals gewählte wissenschaftliche Methodik falsch war. Es wäre besser gewesen, auf eine solche Untersuchung von vornherein zu verzichten«, teilte Volkswagen am Samstag mit. Der Konzern distanziere sich klar von allen Formen der Tierquälerei. »Wir entschuldigen uns für das Fehlverhalten und die Fehleinschätzung Einzelner.« Auch bei Daimler nahm man Abstand von den Experimenten: »Wir halten die Tierversuche in der Studie für überflüssig und abstoßend«, hieß es.
Laut der »New York Times« mussten zehn Affen stundenlang in einem Testlabor Dieselabgase eines VW Beetles inhalieren. Die Experimente fanden 2014 statt. Die EUGT (»Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor«) soll die Untersuchung bei einem Forschungslabor in Albuquerque in New Mexiko in Auftrag gegeben haben. Die EUGT ist eine 2007 von BMW, Daimler, Volkswagen und Bosch gegründete Lobby-Inititative, die Mitte 2017 wieder aufgelöst wurde. Die abschließenden Ergebnisse der Studie hätten bis dahin nicht vorgelegen, womit das Projekt auch nicht abgeschlossen und veröffentlicht worden sei, hieß es von VW.
Dem Studienleiter zufolge war VW dabei federführend. Die Tierversuche waren durch US-Ermittlungen zur VW-Abgasaffäre bekanntgeworden. Die Studie sollte zeigen, dass die Schadstoffbelastung von Dieselautos dank moderner Abgasreinigung deutlich gesunken ist. Ziel soll gewesen sein, eine Studie der Weltgesundheitsorganisation zu kontern, die Dieselabgase 2012 als krebserregend eingestuft hatte.
Großaktionär Niedersachsen teilte am Samstag mit, die Vertreter des Landes im Aufsichtsrat drängten auf vollständige Aufklärung der Geschehnisse aus dem Jahr 2014, von denen sie durch die Medien erfahren hätten. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass nie wieder vergleichbare Studien in Auftrag gegeben werden. »Zehn Affen stundenlang mutwillig Autoabgase einatmen zu lassen, um zu beweisen, dass die Schadstoffbelastung angeblich abgenommen habe, ist widerlich und absurd«, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). nd/dpa
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.