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Wohnen, wo andere einkaufen
Discounter möchte 2000 Wohnungen auf Supermarktgrundstücken errichten
Aldi will in die Höhe wachsen. An mindestens 30 Standorten in der Hauptstadt möchte der Konzern die typischen Flachbauten durch Mehrgeschosser ersetzen. Über den Verkaufsräumen im Erdgeschoss sollen künftig Menschen wohnen. 50 bis 150 Wohnungen pro Standort könnten so entstehen. Vermieten möchte der Discounter diese für Kaltmieten zwischen 6,50 bis 10 Euro pro Quadratmeter. »Das Angebot muss zu Aldi passen - unsere Kunden müssen sich das Wohnen bei uns leisten können«, sagt Jörg Michalek, Geschäftsführer der Aldi-Immobilienverwaltung. Das angestrebte Mietpreisniveau entspricht jenem, für das auch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Neubauten anbieten sollen.
»Mit einem Grundstück, das vor Jahrzehnten erworben worden ist, können sie anders wirtschaftlich agieren«, erklärt Michalek. Ganz konkret plant der Konzern für zwei Standorte: In Lichtenberg geht es um die Sewanstraße 259, außerdem noch um die Silbersteinstraße 146 in Neukölln. Während sich der Bodenrichtwert pro Quadratmeter Bauland seit 2014 im Lichtenberger Fall von 160 auf 350 Euro etwas mehr als verdoppelt hatte, stieg der Wert an der Silbersteinstraße fast auf das Vierfache - von 250 auf 900 Euro pro Quadratmeter. Es sind vor allem die Bodenpreise, die leistbaren Neubau in zentralen Lagen ohne Förderung unmöglich machen.
»Es gibt eine positive Rendite beim Wohnungsbau für uns«, bestätigt Michalek. Daneben möchte Aldi auch durch die mögliche Genehmigung größerer Filialen profitieren. Statt momentan 800 Quadratmeter Verkaufsfläche könnten künftig 1200 Quadratmeter drin sein. »Generell hatten wir bei der Vorstellung unserer Pläne in den Bezirken eine sehr positive Resonanz«, sagt der Immobilienverwalter. Natürlich gebe es ein Konfliktpotenzial zwischen dem Supermarktbetrieb und seinen Lärmquellen wie Parkplätzen, nächtlicher Belieferung und Einkaufswagengeräuschen, aber das sei alles baulich beherrschbar.
Konkret würden die Leichtbaukonstruktionen der »Satteldachstandorte«, wie sie intern heißen, abgerissen und die Mehrgeschosser auf beräumten Grundstücken neu gebaut werden. Aldi versichert, sich an das Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung halten zu wollen, demnach müssen 30 Prozent der Flächen für 6,50 Euro nettokalt pro Quadratmeter vermietet werden. »Wir wollen die Wohnungen auch selber bewirtschaften und nicht verkaufen«, sagt Michalek. »Das sollte auch in die städtebaulichen Verträge geschrieben werden«, fordert Katalin Gennburg, Stadtentwicklungsexpertin der Linksfraktion.
»Die Ankündigung von Aldi entspricht der Intention der Stadtentwicklungsverwaltung«, sagt deren Sprecherin Petra Rohland. Eine berlinweite Überprüfung von rund 1000 Supermarktstandorten im Jahr 2015 ergab, dass 330 davon prinzipiell für Wohnungsbau geeignet wären. 14.000 bis 35.000 Wohnungen könnten dort entstehen. Für die nötigen Baugenehmigungen sind allerdings die zwölf Bezirke zuständig.
In Hamburg ist Aldi schon weiter, dort stehen bereits mehrere Kombinationsbauten aus Supermarkt und Wohnhaus. Discounter-Konkurrent Lidl hat in Prenzlauer Berg bereits zweimal so gebaut.
»Das Beispiel zeigt, dass die Nachverdichtung nicht unbedingt auf Grünflächen muss«, sagt Gennburg. Allerdings dürfe Aldi jetzt nicht »Reibach machen und die Stadt geht leer aus«.
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