- Politik
- Proteste in der Islamischen Republik
Immer mehr Iraner gegen Kopftuchzwang für Frauen
Präsidialamt der Islamischen Republik ist über wachsenden Widerstand gegen Verschleierungspflicht in der Öffentlichkeit in Sorge
Teheran. Immer mehr Iraner sind einem Bericht des Präsidialamts zufolge gegen die Kopftuchpflicht für Frauen im Land. Der wachsende Widerstand gegen das Gesetz sei für das islamische Land besorgniserregend, so der Bericht des strategischen Zentrums im iranischen Präsidialamt. In Iran müssen alle Frauen und Mädchen ab neun Jahren in der Öffentlichkeit ein Kopftuch sowie einen langen, weiten Mantel tragen.
Die Mehrheit glaube, dass die Frauen - und nicht der islamische Staat - entscheiden sollten, ob sie ein Kopftuch tragen wollen oder nicht, so der von der Nachrichtenagentur Isna am Samstagabend veröffentlichte Bericht. Laut Präsidialamt hätten auch drastische Maßnahmen der Sittenpolizei, wie etwa Festnahmen von »unislamisch gekleideten Frauen« und Geldstrafen keine Wirkung gezeigt.
Nach Einschätzung von Beobachtern ist die Veröffentlichung des Präsidialamtsberichts ein großer Erfolg der Anti-Kopftuch-Proteste von Frauen in Teheran und anderen iranischen Städten. Seit Ende Dezember fordern immer mehr Frauen eine Abschaffung der Kopftuchpflicht. Aus Protest nehmen sie in der Öffentlichkeit ihre Kopftücher ab und hängen sie als Fahne auf. Bis jetzt wurden mindestens 30 Frauen von der Polizei festgenommen.
Auch gläubige Musliminnen, die das Kopftuch freiwillig tragen, ältere Frauen, Männer und angeblich auch einige Kleriker haben sich den landesweiten Protestaktionen angeschlossen. Seit einigen Tagen zeigen zudem Abgeordnete im Parlament ihre Solidarität mit der Anti-Kopftuch-Kampagne.
Erst zu Jahresbeginn demonstrierten Tausende Menschen in verschiedenen Städten Irans gegen wirtschaftliche Missstände wie die hohe Arbeitslosigkeit und die hohen Lebenshaltungskosten, aber auch gegen die Außenpolitik der Regierung in Teheran und das klerikale Herrschaftssystem. Im nd-Interview erklärt der iranische Politikwissenschaftler Adnan Tabatabai, wie Hardliner und Reformer hinter den Kulissen streiten , wie sich die Wirtschaft Irans entwickelt hat und was dran ist am Vorwurf ausländischen Eingreifens. dpa/nd
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