Wenig Brot, viel Spiele
Kosovo: Feiern zum zehnten Geburtstag des Landes
Zumindest das Gastspiel von Kosovos bekanntester Landestochter hat dessen Geburtstagsfeier am Wochenende zur erhofften Partystimmung verholfen: Zehntausende jubelten der britischen Popsängerin Rita Ora ausgelassen zu, als der in Pristina geborene Weltstar im rot-schwarzen Albanertrikot vor dem Parlament den zehnten Jahrestag der Unabhängigkeit besang. Ernüchterung über die karge Staatsbilanz hin, Enttäuschung über die triste Wirtschaftslage her: Paraden, Feuerwerke und Konzerte lockten bei den zweitägigen Feierlichkeiten die Massen auf die Straßen. Mit wenig Brot zu den vielen Spielen, aber salbungsvollen Sonntagreden wartete derweil die Staatsspitze auf. Präsident Hashim Thaci würdigte die Unabhängigkeitserklärung vom 17. Februar 2008 als »glücklichsten Moment für uns alle als Volk«.
Gewohnt kritische Anmerkungen kamen aus dem schmollenden Ex-Mutterland Serbien. Trotz der Unterstützung der Westmächte sei Kosovo »weit von einer Anerkennung entfernt«, erklärte Serbiens Außenminister Ivica Dacic. Für eine Anerkennung der bestehenden Realitäten nicht nur durch seine Landsleute, sondern auch durch Pristina und die EU und einen nicht näher definierten »Kompromiss« sprach sich Serbiens allgewaltiger Staatschef Aleksander Vucic aus: »Kosovo ist nicht mehr unser, aber auch nicht ihres, wie sie das darzustellen versuchen.« Der EU-Anwärter Serbien sieht sich dem wachsenden Druck Brüssels ausgesetzt, mit Kosovo ein rechtlich bindendes Nachbarschaftsabkommen abzuschließen. Brüssel will den Nachbarschaftskonflikt nicht in die EU tragen: Ohne eine zumindest faktische Akzeptanz von Kosovos Unabhängigkeit kann sich Serbien darum kaum Hoffnung auf einen EU-Beitritt machen.
Das Thema Kosovo scheint aber auch viele Serben im Mutterland zunehmend zu ermatten. Bei dem Protest anlässlich des Jahrestags verloren sich in Belgrad am Samstag kaum 200 Demonstranten. Zehn Jahre zuvor hatten in Belgrad noch mehr als eine halbe Million Serben gegen Kosovos Eigenstaatlichkeit demonstriert.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.