Marschieren bis zum K. o.

Erneut Skandal im Zentrum für Spezielle Operationen

  • Lesedauer: 2 Min.

Weil Soldaten bei der Ausbildung am skandalträchtigen Standort Pfullendorf (Baden-Württemberg) abermals über Gebühr gefordert worden sind, ermittelt die Bundeswehr nun erneut in der Kaserne. Ein Sprecher des Heeres bestätigte eine entsprechende Meldung auf »Spiegel Online«. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob strafbares Verhalten vorliegt, erklärte ein Sprecher der zuständigen Behörde in Hechingen gegenüber dpa. Das Verteidigungsministerium kommentierte die laufenden Ermittlungen zunächst nicht.

Nach Angaben der Bundeswehr fand beim Ausbildungszentrum Spezielle Operationen Anfang Januar ein Geländelauf statt, den sechs Soldaten aufgrund von körperlicher Erschöpfung oder Verletzung abbrachen. Ein Soldat sei vorsorglich zur weiteren medizinischen Behandlung in ein Krankenhaus gebracht worden. »Das Heer nimmt den Vorfall sehr ernst und ist dabei, die Umstände, die dazu führten, umfassend zu ermitteln«, teilte ein Sprecher des Heeres mit. Ein verantwortlicher Ausbilder wurde bereits von seiner Aufgabe entbunden.

Die Bundeswehr musste mehrfach in der Pfullendorfer Staufer-Kaserne ermitteln, nachdem Anfang 2017 Berichte über angebliche sexuell-sadistische Praktiken bekannt geworden sind. Darüber hinaus ging es um qualvolle Aufnahmerituale. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte die Vorgänge als »abstoßend und widerwärtig« bezeichnet. Wegen der Aufnahmerituale wurden vier Soldaten entlassen.

Die Grünen-Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger knüpfte eine Verbindung zwischen der aktuellen Meldung aus Pfullendorf und einem Ausbildungsmarsch in Munster (Niedersachsen). Dabei waren am 19. Juli mehrere Offiziersanwärter kollabiert, einer starb später offenbar an den Folgen eines Hitzschlags.

Matthias Höhn von der Linksfraktion meint: Angesichts solcher Vorfälle wundere es nicht, »dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Bundeswehr seit Jahren kontinuierlich auf inzwischen 45 Prozent sinkt«. Auch das, so Höhn, gehöre zur »Bilanz von vier Jahren von der Leyen im Bendlerbock«. hei

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!