Marschieren bis zum K. o.
Erneut Skandal im Zentrum für Spezielle Operationen
Weil Soldaten bei der Ausbildung am skandalträchtigen Standort Pfullendorf (Baden-Württemberg) abermals über Gebühr gefordert worden sind, ermittelt die Bundeswehr nun erneut in der Kaserne. Ein Sprecher des Heeres bestätigte eine entsprechende Meldung auf »Spiegel Online«. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob strafbares Verhalten vorliegt, erklärte ein Sprecher der zuständigen Behörde in Hechingen gegenüber dpa. Das Verteidigungsministerium kommentierte die laufenden Ermittlungen zunächst nicht.
Nach Angaben der Bundeswehr fand beim Ausbildungszentrum Spezielle Operationen Anfang Januar ein Geländelauf statt, den sechs Soldaten aufgrund von körperlicher Erschöpfung oder Verletzung abbrachen. Ein Soldat sei vorsorglich zur weiteren medizinischen Behandlung in ein Krankenhaus gebracht worden. »Das Heer nimmt den Vorfall sehr ernst und ist dabei, die Umstände, die dazu führten, umfassend zu ermitteln«, teilte ein Sprecher des Heeres mit. Ein verantwortlicher Ausbilder wurde bereits von seiner Aufgabe entbunden.
Die Bundeswehr musste mehrfach in der Pfullendorfer Staufer-Kaserne ermitteln, nachdem Anfang 2017 Berichte über angebliche sexuell-sadistische Praktiken bekannt geworden sind. Darüber hinaus ging es um qualvolle Aufnahmerituale. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte die Vorgänge als »abstoßend und widerwärtig« bezeichnet. Wegen der Aufnahmerituale wurden vier Soldaten entlassen.
Die Grünen-Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger knüpfte eine Verbindung zwischen der aktuellen Meldung aus Pfullendorf und einem Ausbildungsmarsch in Munster (Niedersachsen). Dabei waren am 19. Juli mehrere Offiziersanwärter kollabiert, einer starb später offenbar an den Folgen eines Hitzschlags.
Matthias Höhn von der Linksfraktion meint: Angesichts solcher Vorfälle wundere es nicht, »dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Bundeswehr seit Jahren kontinuierlich auf inzwischen 45 Prozent sinkt«. Auch das, so Höhn, gehöre zur »Bilanz von vier Jahren von der Leyen im Bendlerbock«. hei
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