• Politik
  • Hausdurchsuchung im Wendland

Maschinenpistolen wegen YPG-Transparent

Polizei gibt als Grund für Razzia an, die nordsyrische Kurden-Partei PYD sei eine »unselbstständige Teilorganisation der PKK«

  • Jana Klein
  • Lesedauer: 2 Min.

In Meuchefitz im Landkreis Lüchow-Dannenberg hat die Polizei am Dienstagmorgen einen Gasthof durchsucht. Grund dafür war ein Transparent, das Solidarität mit den kurdischen Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YGP und YPJ ausdrückte und das am Gebäude gehisst war. Der »Gasthof des Widerstands« ist als Treffpunkt der linken Szene im Wendland bekannt. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten umstellten zur Absicherung der Razzia das Gebäude und einen angrenzenden Wagenplatz.

Im Durchsuchungsbeschluss heißt es, das Transparent verstoße mit seiner Aufschrift gegen das Verbot der PKK. Diese lautete: »Türkische Truppen & Deutsche Waffen morden in Rojava! Es lebe die YPJ/YPG!« In dem Beschluss wird weiter ausgeführt, dass die Kürzel der Volks- und Frauenverteidigungseinheiten in den Farben rot, gelb und grün hinterlegt gewesen seien. Die Partei der Demokratischen Union (PYD), die den politischen Arm der Militäreinheiten YPG und YPJ im syrischen Norden darstellt und die Verwaltung der Kantone Rojavas organisiert, sei zudem eine »unselbständige Teilorganisation der PKK«.

Zwar sind die Kürzel der beiden Organisationen gegenwärtig nicht direkt vom in Deutschland geltenden PKK-Verbot erfasst, seit einigen Wochen sind Polizisten aber bundesweit dazu übergegangen, bei ihrer Verwendung in Kombination mit den kurdischen Nationalfarben entsprechend von einem Verstoß auszugehen.

Kurz nach Betreten der Räumlichkeiten beschlagnahmten die Beamten das im zweiten Obergeschoss gehisste Transparent. Noch während der Durchsuchung versammelten sich Unterstützer und Betreiber vor dem Gebäude. Von einer völlig überzogenen Maßnahme spricht Hans-Erich Sauerteig, der im Gasthof aktiv ist und gegen den sich der Durchsuchungsbeschluss richtet. Es gehe darum, die Bewegung für Afrin unter Druck zu setzen, »aber das Gegenteil passiert gerade.« Im Gebäude selber hatten die Beamten außerdem eine Familie mit Kleinkindern angetroffen, die ebenfalls kontrolliert wurde. Sie werden nun als Verdächtige geführt, wie einer der Betroffenen den vor dem Gasthof versammelten Unterstützern erzählte, nachdem er das Gebäude verlassen durfte.

Mit einer Demonstration durch Lüchow, eine der beiden Kreisstädte des Landkreises, reagierte die linke Szene am Abend auf die Durchsuchung. 100 Teilnehmer zogen unangemeldet durch den Ort, die Polizei stoppte den Zug mehrfach und setzte Pfefferspray ein.

Ähnliche Hausdurchsuchungen aufgrund von Transparenten hatte es unter anderem in Hamburg gegeben. Der Dachverband kurdischer Organisationen in Deutschland, Nav-Dem, hatte vergangene Woche bekanntgegeben, dass ihm Demonstrationen wegen des türkischen Angriffs auf Afrin mit der Begründung untersagt worden seien, auch bei dem nicht verbotenen Nav-Dem handle es sich um eine PKK-Nachfolgeorganisation. Eine entsprechende Verfügung des Innenministierums zur Ausweitung des Verbots ist bislang nicht bekannt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -