Aktionstag gegen Atomtransporte

Atomkraftgegner protestieren bundesweit gegen Urantransporte

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit dem deutschen Atomausstieg ist das Thema nukleare Energie und der problematische Transport von Uran aus der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden. Die belgischen Pannenreaktoren Tihange und Doel sorgen manchmal für ein wenig Aufregung, doch auch die ist in der Regel auf das Rheinland beschränkt.

Dabei gibt es kaum einen Grund zur Beruhigung. Die letzten deutschen Atomkraftwerke sollen zwar am 31. Dezember 2022 ihren Betrieb einstellen. Daran, dass die Bundesrepublik ein wichtiger Standort und Drehscheibe der weltweiten Atomindustrie ist, ändert das allerdings wenig. Eine Schließung der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau steht beispielsweise in den Sternen. Sie beliefert unter anderem die belgischen Pannenreaktoren.

Zahlreiche Anti-Atomkraftinitiativen haben sich für diesen Samstag jedoch einen anderen Fokus gesetzt. Sie wollen auf den Atomumschlagplatz im Hamburger Hafen aufmerksam machen und entlang der Transportroute von Urankonzentrat, das regelmäßig auf dem Schienenweg von Hamburg nach Frankreich gebracht wird, protestieren.

Urankonzentrat, auch bekannt als »Yellow Cake«, entsteht beim Auswaschen von Uranerz. Das aus Hamburg quer durch Deutschland transportiere Material stammt meist aus Namibia, wo es unter massiver Umweltzerstörung abgebaut wird. Die aus Frankreich stammende und in Hamburg lebende Umweltaktivistin Cecile Lecomte erklärt gegenüber »nd«, dass man sich bewusst dafür entschieden habe, die Transporte von »Yellow Cake« zu thematisieren. »Das Urankonzentrat steht ganz am Beginn der Atomspirale, wir wollen früh ansetzen, um den Produktionsprozess zu stören.«

Das Uranextrakt wird von Hamburg aus mit Zügen quer durch Deutschland transportiert. Die Züge fahren meist ohne polizeiliche Bewachung. Auch die Städte, durch die die Züge fahren, werden nicht informiert. Das kann bei einem Unfall »schwere Folgen« haben, wie Lecomte erklärt. Neben Hamburg wird es Aktionen in Buchholz, Münster, Köln und Trier geben. Auf große Masse setze man dabei nicht, wie die Anti-Atom-Aktivistin erklärt. »Wir wollen die Leute informieren und auf das Problem aufmerksam machen.«

Kurz vor dem Aktionstag haben die Aktivisten gemeinsam mit der Umweltorganisation Robin Wood einen offenen Brief an den Hamburger Umweltsenator Jens Kerstan veröffentlicht. Der Grünen-Politiker wird in dem Brief an den Koalitionsvertrag erinnert, in dem seine Partei und die SPD angekündigt hatten, sich für »eine freiwillige Aufgabe von Atomtransporten« durch »relevante Hafenbetriebe« einzusetzen. Dies sei bisher nicht geschehen. Im Gegenteil würden jetzt sogar Brennelemente für ein im Bau befindliches Atomkraftwerk im finnischen Olkiluoto von Hamburg aus transportiert. Das finnische Kernkraftwerk hatte in der Vergangenheit schon für Schlagzeilen gesorgt, da beim Bau massiv gepfuscht worden sein soll. So gibt es Probleme mit Stahl und Beton.

Vom Hamburger Senat und den Grünen fordern die Anti-Atom-Aktivisten »die sofortige Entwidmung des Hamburger Hafens für Atomtransporte«. Bremen habe es mit Kernbrennstoffen vorgemacht, »das Verbot besteht seit mehreren Jahren.« Außerdem wünschen sie sich ein öffentliches Gespräch darüber, was der Senator und die Grünen bisher gegen Atomtransporte getan haben und welche Maßnahmen bis zum Ende der Legislaturperiode geplant sind. Im letzten Jahr hatte Kerstan ein solches Gespräch nur führen wollen, wenn darüber nicht berichtet wird. Von den Grünen wünscht sich Robin Wood die Rücknahme von Strafanträgen gegen Umweltaktivisten, die im vergangenen April vor der Landesgeschäftsstelle der Grünen gegen Urantransporte protestiert hatten.

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