• Politik
  • Demonstrationen am Frauentag

»Wir wollen einen Vibrator, keinen Diktator«

Tausende Frauen demonstrierten in der Türkei und weltweit für Geschlechtergerechtigkeit

  • Katharina Schwirkus
  • Lesedauer: 3 Min.

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März gingen Tausende Frauen in Istanbul auf die Straße und demonstrierten gegen die grassierende Gewalt an Frauen, die in den letzten Jahren stetig zu genommen hat. Obwohl es in der Türkei nicht ungefährlich ist, sich für Frauenrechte einzusetzen, verliefen die Demonstrationen weitestgehend friedlich. Die Großdemonstration auf der zentralen Einkaufsstraße Istikal Caddes wurde – anders als eine geplante Kundgebung von Homosexuellen im vergangenen Sommer – nicht verboten, wie der Deutschlandfunk berichtete.

Lesben, Schwule und Transsexuelle liefen bei dem Marsch ebenfalls mit. Die TeilnehmerInnen trugen lila Hexenhüte und Hexenbesen. Einige Bündnisse nutzen die Demonstration, um Kritik an der Familien- und Frauenpolitik der Regierung des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu äußern. Sie riefen Sprüche wie »Tayyip, lauf schnell weg, die Frauen kommen«. Auf einem Transparent war zu lesen: »Wir wollen einen Vibrator, keinen Diktator«, wie dpa berichtete.

Auch in anderen Ländern fanden große Demonstrationen für Geschlechtergerechtigkeit statt. Allein in Spanien legten 5,9 Millionen Menschen anlässlich des Weltfrauentags für zwei Stunden die Arbeit nieder, wie die Gewerkschaften UGT und CCOO mitteilten. Ihre wichtigste Forderung war die Anhebung der Löhne von weiblichen Angestellten. Am Abend kamen in Barcelona nach Polizeiangaben rund 200.000 Menschen zu einer Kundgebung zusammen. Im Nachbarland Frankreich kündigte Staatschef Emmanuel Macron »drastische« Maßnahmen zur Verbesserung der Lohngleichheit an.

In Argentinien zogen mehr als 100.000 DemonstrantInnen vor den Nationalkongress in der Hauptstadt Buenos Aires und forderten die Legalisierung von Abtreibung. Schwangerschaftsabbrüche sind theoretisch nur in wenigen Fällen straffrei: bei Vergewaltigungen und bei der Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der Schwangeren. In der Praxis scheitert dies jedoch daran, dass Ärzte einen Eingriff aus Gewissensgründen oder aus Furcht vor Strafverfolgung verweigern. Die TeilnehmerInnen demonstrierten zudem gegen Gewalt an Frauen.

Auch in Mexiko gingen Tausende gegen die sogenannten »Frauenmorde« (Femizide) auf die Straße. Femizid ist der Begriff für die Vergewaltigung und Ermordung von Frauen. AktivistInnen kritisierten, dass staatliche Behörden in der Regel mehr für die Vertuschung solcher Taten, als für ihre Aufklärung arbeiteten. Unter dem Motto »Ni Una Menos« (zu Deutsch: »Nicht eine weniger«) protestierten Menschen in ganz Lateinamerika für ein sofortiges Ende der Gewalt an Frauen.

In Deutschland protestierten in verschiedenen Städten mehrere Tausende Menschen. Sie forderten Lohngleichheit sowie eine höhere gesellschaftliche Anerkennung der Pflegearbeit, die größtenteils von weiblichen Angestellten geleistet wird. Oftmals richteten sich DemonstrantInnen gegen eine Vereinnahmung feministischer Forderungen von rechts und skandalisierten den Erfolg der Alternative für Deutschland (AfD) als größten Rückschritt für Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland.

In Berlin schlossen sich etwa 8.000 TeilnehmerInnen einer Demonstration am Abend an, die am Hermannplatz startete und am Oranienplatz endete. Viele der Anwesenden trugen Schilder, auf denen sie die Legalisierung von Abtreibung in Deutschland und die Abschaffung des Paragrafen 219a forderten, der es ÄrztInnen verbietet, über Schwangerschaftsabbrüche zu informieren.

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