Eine Kloake aus Müll und Chemikalien
Indonesien will den »schmutzigsten Fluss der Welt« säubern
Majalaya. Yusuf Supriyadi lebt am Citarum. Der Fluss ist eine traurige Berühmtheit - er gilt als der »schmutzigste der Welt«. Doch der indonesische Reisbauer hat keine andere Wahl: Er ist auf die Kloake angewiesen, um seine sechsköpfige Familie zu ernähren. Mit dem Wasser des Flusses, der einem schwimmenden Teppich aus Hausmüll, Quecksilber, Blei, Arsen und Tierfäkalien gleicht, bewässert er sein kleines Feld im Westen Javas.
Seit Jahrzehnten entsorgen die Textilfabriken der Region ihren Giftmüll direkt in den Fluss. Nun hat die Regierung nach Jahrzehnten gescheiterter Bemühungen der Verschmutzung den Kampf angesagt. Während der Regenzeit, wenn der Fluss die Felder überschwemmt, ist der Reisertrag des Landwirts um zwei Drittel niedriger. »Meine Hände jucken und die Ernte geht kaputt«, erzählt der 54-Jährige.
Der Dreck mache »den Reis hohl«, sagt Supriyadi. »Wenn ich weitermache, verliere ich Geld, aber wenn ich aufhöre, werde ich keinen anderen Job haben.« 30 Millionen Menschen sind auf den Citarum angewiesen - zur Bewässerung, zum Waschen und als Trinkwasserreservoir, darunter rund 80 Prozent der Bewohner der Hauptstadt Jakarta. Der fast 300 Kilometer lange Fluss liefert auch Wasserkraft für die dicht bevölkerte Insel Java und den Tourismusmagneten Bali.
Vor zehn Jahren erklärte die Weltbank den Citarum zum am stärksten verschmutzten Fluss weltweit. Nun will Jakarta das Wasser bis zum Jahr 2025 trinkbar machen - eine fast unmögliche Mission. Denn Untersuchungen fanden alarmierende Mengen giftiger Chemikalien, darunter 1000-mal mehr Blei, als der US-Standard für sicheres Trinkwasser erlaubt.
Im Januar zog die Regierung die Verantwortung von der örtlichen Verwaltung ab und wies Polizei, Armee und Justiz an, gegen Unternehmen vorzugehen, die die Entsorgungsgesetze missachten. Am Flussufer wollen die Behörden Überwachungskameras gegen Müllsünder installieren und mit schwerem Gerät den Müll ausbaggern, wie Wasserministeriumssprecher Djoko Hartoyo betont: »Dieses Mal meinen wir es ernst. Wir sind optimistisch, dass wir den Citarum wieder sauber bekommen.«
An beiden Ufern ergießen sich stinkende Abwässer voll chemischer Stoffe direkt in den Fluss. »Die meisten Fabriken hier haben ein Entsorgungssystem, aber es funktioniert nicht richtig, weil es nur eine Formalität ist«, sagt Deni Riswandani von der örtlichen Umweltschutzgruppe Elingan. Angesichts der verbreiteten Korruption bezweifeln Aktivisten und Anwohner, dass Jakarta seine Ziele erreicht. AFP/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.