15 Kinder in Partnerschule durch Bombe getötet

Schulprojekt mit deutscher Förderung getroffen / Russland wird für Angriff verantwortlich gemacht

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Frankfurt am Main. Bei einem Luftangriff auf eine Schule im syrischen Rebellengebiet Ost-Ghuta sind nach Angaben von Aktivisten mindestens 15 Kinder und zwei Frauen getötet worden. In der Stadt Irbin seien zudem mehr als 50 Menschen verletzt worden, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montagabend. Für den Angriff seien wahrscheinlich russische Flugzeuge verantwortlich. Die Opfer hätten im Keller einer Schule Zuflucht gesucht. Russland ist im syrischen Krieg neben Iran der wichtigste Verbündete der Regierung.

Bei dem Angriff auf die Schule setzte die russische Luftwaffe eine bunkerbrechende Rakete ein, die drei Stockwerke durchschlug, bevor sie im Keller explodierte, teilte die deutsche Hilfsorganisation medico international mit. Sowohl der eingesetzte Waffentyp als auch die Art der Zerstörung seien starke Indizien für einen Angriff durch russische Streitkräfte. Zum Zeitpunkt des Angriffs befanden sich nach Angaben von lokalen Aktivisten rund 400 Menschen in der Schule, die dort Schutz vor dem Bombardement gesucht hatten.

»Der russische Einsatz bunkerbrechender Waffen gegen Luftschutzkeller dient keinerlei militärischem Zweck, sondern ist ein terroristischer Akt«, so Elias Perabo, Geschäftsführer von Adopt a Revolution. »Ein solcher Angriff ist einzig darauf ausgerichtet, möglichst viele Menschen in den Tod zu reißen und Unsicherheit zu schaffen. Es braucht eine sofortige unabhängige Untersuchung dieses Massakers, sowie einen sofortigen Stopp des Bombardements«, fordert Adopt a Revolution. Gemeinsam mit medico international unterstützt die deutsch-syrische Hilfsorganisation die getroffene Schule seit ihrer Einrichtung 2013.

»Der erneute gezielte Angriff auf die Schutzräume von Schulen zeigt ebenso wie die Giftgasangriffe und die gezielte Zerstörung von Krankenhäusern, wie zuletzt in Afrin durch türkisches Militär, dass dies ein Krieg ist, der gezielt gegen die Zivilbevölkerung geführt wird. Der russische Bombenangriff war ein targeted killing von Kindern«, ergänzt Till Küster von medico international. Die Zivilbevölkerung werde so zur Flucht gezwungen. Nur, dass es keinen sicheren Ort für sie gebe, wohin sie fliehen könne.

Ost-Ghuta vor den Toren der Hauptstadt Damaskus gehört zu den letzten Gebieten in Syrien, die noch von Rebellen kontrolliert werden. Die Region erlebt seit Mitte Februar die schwerste Angriffswelle der Regierung seit Beginn des Bürgerkriegs vor rund sieben Jahren. Aktivisten zufolge konnten die Armee und Verbündete mittlerweile den größten Teil des bisherigen Rebellengebietes einnehmen. Irbin wird jedoch noch von Gegnern der Regierung kontrolliert.

Die humanitäre Lage in Ost-Ghuta ist katastrophal. Es fehlt an Nahrung, Trinkwasser, Medikamenten, medizinischen Gütern und Strom. Seit Beginn der Offensive Mitte Februar sind den Menschenrechtlern zufolge mehr als 1450 Zivilisten in dem Gebiet getötet worden. Aus Angst vor Bombardierungen leben viele Menschen seit Wochen in Kellern. In den vergangenen Tagen waren Zehntausende Menschen vor den Kämpfen in Richtung von Gebieten geflohen, die von der syrischen Armee kontrolliert werden.

Seit Ende Februar wurden laut Angaben der Aktivisten knapp 30 Schulen in Erbin von der syrischen und russischen Luftwaffe angegriffen. Die Wucht der Explosionen sei noch in anderen Schutzkellern im Umkreis von mehreren hundert Metern zu spüren gewesen. Verschiedene Partner der deutschen Organisationen vor Ort hätten berichtet, dass zuvor mehrfach Drohnen und unbemannte Flugzeuge verfolgt hätten, an welchen Orten sich Menschen in Luftschutzkellern verstecken.

Und die Versorgung der Menschen, die noch in Ost-Ghouta verblieben seien, werde immer kritischer, schreiben Adopt a Revolution und medico international. Die verbliebenen, noch unzerstörten medizinischen Einrichtungen in Ost-Ghouta könnten die notwendige Versorgung der verletzten Kinder und Erwachsenen nicht leisten. Eine Evakuierung Verwundeter und Schwerverletzter sei in den vergangenen Monaten an der mangelnden Bereitschaft des syrischen Regimes gescheitert.

Nur Stunden nach dem folgenschweren Luftangriff auf die Schule in Ost-Ghouta verhinderte Russland im Weltsicherheitsrat eine Debatte über die humanitäre Lage in Syrien, bei der auch der UN-Hochkommissar für Menschenrechte Seid al-Hussein einen Bericht zur Lage im Land abgeben sollte.

Die getroffene »Schule Nr. 3« ist laut den beiden deutschen Hilfsorganisationen die größte im Verbund von insgesamt sechs Schulen in Erbin und bot rund 900 Kindern als Vor- und Grundschule säkularen Unterricht. Mit Beginn der syrisch-russischen Offensive auf Ost-Ghouta wurde sie als Luftschutzkeller für die lokale Bevölkerung genutzt. Aufgrund des seit Jahren anhaltenden Beschusses mit Granaten wurden die Schulen in Kellerräumen eingerichtet, wo die Kinder vor den Angriffen geschützt waren. Zivile Aktivisten vor Ort hatten die Schulen gegründet, um eine Alternative zu den konfessionellen Religionsschulen von Islamisten in Ost-Ghouta aufzubauen. dpa/nd

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