Vom Glück, an die Grenzen zu gehen

Fotoausstellung in der Thüringer Landesvertretung zeigt Porträts von Rennsteigläufern

  • Heidi Diehl
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn auch im Podium nur Männer saßen, so war wenigstens in der Diskussion öfter die Rede von Frauen. Bei der Frage zum Beispiel, was das für jeden sichtbare Glücksgefühl auslöst, das die Rennsteigläufer ausstrahlen, wenn sie nach Stunden extremer Schinderei ins »schönste Ziel der Welt«, den Sportplatz von Schmiedefeld, einlaufen. Dr. Willi Heepe, ehemaliger Rennarzt des Berlin-Marathons und selbst mehrfacher Teilnehmer beim Rennsteiglauf, weiß die Antwort: Es ist der Stolz auf sich selbst, es ist das Laufen in der Natur, das Glückshormone ausschüttet, es ist das gute Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein, die das Jahr irgendwie in die Zeit vor und nach dem Rennsteiglauf aufteilt. Und im Übrigen, so Heepe, sei das Glücksgefühl bei Frauen stärker ausgeprägt und sichtbarer als bei Männern.

Anmeldung zum nd-Team zum Rennsteiglauf siehe: dasnd.de/1080492

Bedarf es dafür noch eines Beweises, so bekommen ihn die Besucher der Fotoausstellung mit Porträts von Rennsteigläufern, die am 21. März in der Thüringer Landesvertretung in Berlin eröffnet wurde, regelrecht auf dem Silbertablett serviert. Man muss nur in die Gesichter der Porträtierten schauen!

Die rund 80 Schwarz-Weiß-Fotos des Fotografen und künstlerischen Mitarbeiters der Bauhaus-Universität Weimar, Jens Hauspurg, sind ein Teil von etwa 500 Porträts, die er 2015/16 von zufällig ausgewählten Läuferinnen und Läufern unmittelbar nach dem Zieleinlauf machte. Keine Schnappschüsse, sondern perfekt ausgeleuchtete analoge Fotos, aufgenommen mit einer uralten Plattenkamera sowie einer Leica und im Labor entwickelt wie anno dazumal. Slow-Fotografie gewissermaßen - das sieht man und das genießt man mit jedem Augenblick.

»Nach zwei Jahren hatte ich so viel Glück gesehen und auf Filme gebannt, dass ich davon absolut infiziert war, selbst zum Läufer wurde und seitdem die Halbmarathonstrecke unter die Füße nehme«, erzählt der Fotograf.

Das Gefühl kennen viele von denen, die an jenem kalten Märzabend zur Ausstellungseröffnung gekommen waren. Nicht wenige wurden zu Rennsteigläufern, weil sie irgendwann im Leben Leuten begegnet waren, die sich stundenlang über den Rennsteig geschunden hatten und die am Ende dennoch den Eindruck machten, gerade einem Jungbrunnen entstiegen zu sein. Auch Dr. Hartmut Schubert, Staatssekretär im Thüringer Finanzministerium gehört dazu. »Ich wechselte 2012 vom Rad in die Laufschuhe. Inzwischen bin ich süchtig nach dem Rennsteiglauf.«

Anmeldung zum nd-Team zum Rennsteiglauf siehe: dasnd.de/1080492

In acht Wochen ist es endlich wieder so weit, dann trifft sich die Rennsteiglauffamilie zum 46. Mal. Mit dabei, wie in jedem Jahr, auch das Team »neues deutschland« - Frauen und Männer, die begeistert auf allen Strecken - vom Supermarathon bis zum Wandern - unterwegs sind. Mitten unter den rund 15 000 Aktiven auch mein Kollege Michael Müller, der vor vielen Jahren das Team ins Leben rief, und ich, die anfangs »nur« als Reporterin dabei war und irgendwann selbst auf die »Piste« wollte. Wir freuen uns darauf, viele alte und vielleicht auch einige neue glückliche Gesichter im Team zu sehen.

Sollten Sie Lust haben, sich vorher noch die Ausstellung in der Thüringer Landesvertretung anzusehen: Bis zum 13. April ist dazu in der Mohrenstraße 64 noch Gelegenheit.

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