Fünf Tote bei Protesten im Gazastreifen

Tausende Palästinenser marschierten anlässlich des »Tag des Bodens« zur israelischen Grenze / Israelische Soldaten schossen auf Rädelsführer / 170 Verletzte

  • Lesedauer: 3 Min.

Gaza. Bei schweren Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften im Gazastreifen sind am Freitag mindestens fünf Menschen getötet worden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 170 Menschen verletzt. Das jüngste Todesopfer war demnach ein 16-jähriger Palästinenser. Die anderen Opfer wurden nach palästinensischen Behördenangaben von Schüssen israelischer Soldaten oder bei einem Artilleriebeschuss tödlich getroffen.

Tausende Palästinenser beteiligten sich an Massenprotesten gegen Israel. Unter anderem zogen sie in einem Marsch zur israelischen Grenze, wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Anlass für die Proteste ist der sogenannte »Tag des Bodens« am 30. März, der an die gewaltsame Niederschlagung von Protesten arabischer Bauern gegen die Enteignung ihres Landes im Norden Israels im Jahr 1976 erinnert.

Einige Demonstranten liefen bis auf wenige hundert Meter an den schwer bewachten Grenzzaun heran. Israel bezeichnete die geplanten Proteste am Donnerstag als »Provokation« und kündigte an, von seinem »Recht auf Selbstverteidigung« Gebrauch zu machen. Das Militär wurde angewiesen, die Demonstranten unbedingt daran zu hindern, den Grenzzaun zu überwinden. An der Grenze wurden Panzer und Scharfschützen postiert.

Bereits vor Beginn der Proteste hatten israelische Soldaten am Freitagmorgen einen Palästinenser getötet, der sich dem Grenzzaun genähert hatte. Wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte, wurde ein 27-jährige Bauer in der Nähe von Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets durch Artilleriebeschuss getötet. Ein weiterer Bauer sei verletzt worden. Nach Angaben von Augenzeugen hatte der Bauer auf seinem Land nahe der israelischen Grenze gearbeitet.

Ein Sprecher der israelischen Armee bestätigte den Angriff. Seinen Angaben zufolge hatten sich im Süden des Gazastreifens zwei »Verdächtige« dem Grenzzaun genähert und sich dort »verdächtig verhalten«. Ein Panzer habe daher auf die Männer geschossen.

Der Protestmarsch am Freitag ist der Auftakt für Proteste, die sich bis Mitte Mai hinziehen sollen. Die Palästinenser wollen entlang der Grenze hunderte Zelte aufstellen, um für ein Rückkehrrecht für palästinensische Flüchtlinge zu demonstrieren. Die Zelte sollen bis zum 70. Jahrestag der »Nakba« am 15. Mai stehen bleiben. Mit »Nakba« (Katastrophe) bezeichnen die Palästinenser die Flucht und Vertreibung von Palästinensern im Zuge der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948.

Für zusätzliche Spannungen sorgt die ebenfalls für Mitte Mai geplante Einweihung der US-Botschaft in Jerusalem. Die Palästinenser betrachten den Ostteil der Stadt als Hauptstadt ihres angestrebten eigenen Staates und sind deshalb über die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump aufgebracht, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen und die US-Botschaft von Tel Aviv dorthin zu verlegen. AFP/nd

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