Fahrradkuriere deutschlandweit

Zuverlässig, schnell, CO 2 -frei - wie ein Leipziger Transportdienst überregional expandiert

  • Heidrun Böger, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.

Das im sächsischen Leipzig angesiedelte Unternehmen TiMMi Transport möchte die Probleme der Logistik lösen. Keine Abgase, kein CO2- Ausstoß, dazu faire Bezahlung für Fahrradkuriere oder Privatpersonen, die das Gewünschte innerhalb eines Stadtgebietes von A nach B bringen. In diesem Sinne verfügt die TiMMi-Plattform inzwischen über ein deutschlandweites Netzwerk professioneller Fahrradkuriere.

Schon längst haben sich Fahrradkuriere in Großstädten zu selbst organisierten Kollektivbetrieben zusammengeschlossen, zum Beispiel in Hamburg und Berlin. Sie transportieren eilige Geschäftssachen, aber auch Blutproben, Blumensträuße oder einen bei eBay ersteigerten Artikel. Auftraggeber sind oft Anwälte, Notare, aber auch andere Firmen. Doch potenzielle Großkunden wie Mediamarkt oder Rewe akquirieren die Fahrradkuriere kaum, denn diese Unternehmen sind deutschlandweit aufgestellt. Für solche Kunden ist es wichtig, nur einen Ansprechpartner für alle Standorte zu haben.

Diese Funktion erfüllt TiMMi - technisch wird dies durch die Onlineplattform des Unternehmens ermöglicht. Ein Auftrag aus einer Onlinebestellung geht direkt über die Plattform an den Kurier vor Ort, und der Kunde bekommt seinen Einkauf am gleichen Tag geliefert. Je nach Distanz sind die Kosten unterschiedlich, aber für eine Lieferung in Rucksackgröße muss man gewöhnlich um die zehn Euro einplanen. Im Moment hat das Unternehmen Kurierpartner in den 25 größten Städten Deutschlands. In Leipzig gehen etwa 150 Aufträge am Tag beim Kurier ein, beim Partner in Hamburg sind es 1500 pro Tag.

Christina Kleinau (28), eine der drei Inhaber/innen: »Wir haben eine online Plattform aufgebaut, mit deren Hilfe wir Kunden und Auftraggeber zusammenbringen.« Wer also etwas innerhalb weniger Stunden transportieren lassen möchte, egal ob geschäftlich oder privat, gibt den Auftrag online bei TiMMi Transport ein oder ruft an: Die Vermittlung ist von 8 bis 18 Uhr besetzt. Der Dispatcher schaut dann, welcher Fahrradkurier in der Nähe ist und den Auftrag übernehmen kann. Auch Privatpersonen können Aufträge übernehmen.

Mehrere hundert Transporteure haben sich bereits bei TiMMi registrieren lassen. Der Auftraggeber definiert den Preis und der nächste Transporteur, der sowieso unterwegs ist, nimmt das Transportgut mit. Auch Vertreter von gemeinnützigen Organisationen können Aufträge erteilen, dann über den TiMMi ToHelp Verein.

Christina Kleinau: »Entstanden ist die Idee ursprünglich Ende 2015 aus einem nicht-kommerziellen Gedanken heraus. Damals haben viele Leute den Geflüchteten, die zahlreich nach Deutschland kamen, etwas gespendet. Doch es gab ein Transportproblem.« Kleinau, die aus Australien stammt - ihr Vater ist Deutscher - hat in Wirtschaftsethik promoviert, zuvor Finanzen und Mathematik studiert. Ihr ist genauso wie den beiden anderen Firmeninhabern - das sind Petros Petretzikis und Sandra Tappendorf - der ethische und nachhaltige Gedanke wichtig: »Damals hatten wir die Idee: Wer sowieso unterwegs ist, kann auch etwas mitnehmen.«

Von Anfang an ging es also darum, bereits vorhandene Transportkapazitäten zu nutzen, da diese ja nur in den seltensten Fällen komplett ausgelastet sind. Weil es gut lief, gründeten die drei dann im März 2016 TiMMi Transport als GmbH. Diese agiert kommerziell, allerdings nach dem Prinzip strikter Nachhaltigkeit.

Apropos Nachhaltigkeit: Durch die Wohngebiete fahren tagsüber oftmals Transportautos von gleich drei oder mehr Logistikfirmen, die Pakete zustellen. Ökologisch ist das ein Problem. Gerade die Städte leiden unter erhöhten Feinstaubwerten und zu viel CO2-Ausstoß. So wäre es möglich, dass TiMMi Transport auch hier aktiv wird und Pakete mit Lastenrädern zustellen lässt.

Finanziert wird die Firma derzeit noch durch Förderungen. Zunächst war es ein Technologiegründer-Stipendium der Sächsischen Aufbaubank, jetzt kommt die Förderung von der EU. Die EU-Kommission will im Kampf gegen den Klimawandel den Ausstoß von Kohlendioxid bis 2030 um 40 Prozent drosseln. Hier sehen die Macher von TiMMi Transport ihre Chance.

Informationen im Internet unter: www.timmitransport.de/

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.