Schnelles Vergessen für das große Ziel

Neustart mit Sieg: Das Verhältnis zwischen Bundestrainer Christian Prokop und seinen Handballern scheint wieder zu stimmen

  • Nils Bastek, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.

Den ersten Test hat Christian Prokop bestanden. Der Bundestrainer der Handballer steht seit der desolaten EM in Kroatien unter genauer Beobachtung. Beim Startschuss in die Vorbereitung auf die Heim-WM 2019 besiegte seine Mannschaft schwache Serben locker mit 26:19 und ebnete dem 39-jährigen Coach den Weg für einen Neuanfang. Entscheidend sei gewesen, »dass wir als Mannschaft geschlossen auftreten«, sagte Prokop nach dem Spiel am Mittwoch. Das ist gegen Serbien gelungen. Prokop aber wird in den 280 Tagen bis zum WM-Eröffnungsspiel in Berlin daran gemessen werden, ob das so bleibt.

Damit das gelingt, will er nun Vieles anders machen. Die WM im eigenen Land ist für den Deutschen Handballbund (DHB) von enormer Bedeutung. Nach der enttäuschenden WM 2017 und dem Hauptrundenaus bei der EM im Januar darf sich die DHB-Auswahl keinen weiteren Ausrutscher erlauben. Auch die Verbandsspitze dürfte erleichtert sein, dass der Neustart unter Prokop vorerst geglückt ist. Beim Duell mit den Serben in Leipzig spielte niemand gegen den Trainer. Auch die in Kroatien aufgetretenen Störungen im Verhältnis zwischen Mannschaft und Prokop sind aktuell kein Thema mehr. »So ein Großereignis wie eine WM im eigenen Land erlebt man in einem Sportlerleben vielleicht nur ein Mal«, sagte Kreisläufer Patrick Wiencek nach dem Sieg. »Darum wollen wir schnell alles vergessen, darum hat heute keiner gegen Christian gearbeitet.« Die WM ist das große Ziel, dem sich Spieler und Trainer nun untergeordnet haben.

Schon vor dem Spiel war Prokop quer durch die Republik getourt, um den Schulterschluss mit seinen zweifelnden Akteuren zu suchen. Bei der EM in Kroatien soll er sie nicht nur taktisch überfordert, sondern mit seinen teils hektischen Ansprachen auch irritiert haben. Die Gespräche vor dem Anpfiff seien für ihn daher noch viel wichtiger als das Testspiel selbst gewesen, sagte Prokop.

»Ich habe in diesen Gesprächen gespürt, dass alle Spieler sich voll fokussieren auf diesen Weg zur Heim-WM«, sagte er. Doch dieser Weg ist noch lang. In Leipzig aber präsentierte sich sein Team als Einheit, auch der Mannschaftsabend nach dem Spiel dauerte lange. Prokop selbst saß noch bis in die späte Nacht mit seinem Trainer- und Betreuerteam in einem Leipziger Lokal zusammen und freute sich über den Neustart. Schon am Sonnabend trifft er mit der DHB-Auswahl in Dortmund erneut auf die international höchstens zweitklassigen Serben. Ob die neue Einigkeit ind er Mannschaft von Dauer ist, wird sich jedoch erst in der heißen Phase vor der WM zeigen.

Dann wird Prokop möglicherweise aus Leistungsgründen auf etablierte Kräfte verzichten müssen. Vielleicht wird der taktisch versierte Coach seine Mannschaft auch noch mal mit neuen Ideen irritieren. Erst dann wird man sehen, ob es ruhig bleibt. Eine wichtige Maßnahme hat Prokop schon jetzt getroffen: Er redet mehr mit seinen Spielern. »Wir sind in einem engeren Austausch, was taktische und andere Dinge angeht«, sagte er. Dadurch dürfte er sie zumindest nicht mehr so oft überraschen. dpa/nd

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