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Mafia-Schatten über Djukanovic
Montenegros Dauerregent will die Präsidentenwahl am Sonntag gewinnen
Zar Milo will es nochmal wissen. »Ich erwarte den Sieg in der ersten Runde«, gibt sich Montenegros Dauerregent Milo Djukanovic vor den Präsidentschaftswahlen am Sonntag siegesgewiss. Doch ob in einem oder zwei Wahlgängen: An der erfolgreichen Rückkehr des haushohen Favoriten gibt es für die meisten Analysten in dem 600 000-Einwohner-Staat kaum Zweifel. Ob als Premier, Präsident oder Parteichef der regierenden DPS: Seit 1991 hält der erst 56 Jahre alte Politveteran die Zügel in dem Küstenstaat fest in der Hand. Sechsmal war Djukanovic bereits Premier, nun will er zum zweiten Mal das Amt des Staatschefs übernehmen. Länger als 16 bis 20 Monate halte es Djukanovic ohne öffentliche Funktion nicht aus, spöttelt die unabhängige Zeitung »Vijesti« in Anlehnung an Simbabwes langlebigen Ex-Präsidenten über die kurzen Kunstpausen von »Montenegros Mugabe«.
Montenegro benötige »zusätzliche Weisheit und Verantwortung« begründete Djukanovic im März seine auffällig spät angekündigte Kandidatur. Tatsächlich hat ihn wohl eher die Sorge vor einem schleichenden Kontrollverlust zurück in die vertraute Wahlkampfbütt getrieben.
In seiner Partei rumort es. Bei Kommunalwahlen hat die DPS einige empfindliche Niederlagen erlitten. Das Verhältnis zu seinem 2016 als Premier installierten Statthalter Dusko Markovic gilt als zunehmend gespannt. Die erneute Rückkehr des Politfossils aus dem Vorruhestand löst indes in seiner eigenen Partei und bei den NATO-Partnern nur begrenzte Begeisterung aus. Washington soll sich im Vorfeld für weniger belastete DPS-Kandidaten wie die frühere Verteidigungsministerin Milica Pejanovic-Djurisic stark gemacht haben.
Tatsächlich eilt dem ebenso geschäftstüchtigen wie steinreichen »Paten von Podgorica« der zweifelhafte Ruf manipulierter Wahlen und enger Bande mit der Halbwelt voraus: Unter seiner Ägide ist das Land der Schwarzen Berge zu einem von blutigen Mafia-Abrechnungen erschütterten Eldorado für Geldwäscher, windige Glücksritter und Drogenkartelle mutiert.
Der Wahlkampf wurde nicht nur durch einen Sprengstoffanschlag auf einen regierungskritischen Journalisten überschattet. Bei der aus dem Ruder gelaufenen Blutrachenfehde zweier Drogenclans aus Kotor wurden Ende März mitten im Podgorica am helllichten Tag zwei Menschen von einem Berufskiller erschossen.
Den Dauerklagen der zersplitterten Opposition über Wahlmanipulationen, Mediengängelung und den fehlenden Rechtsstaat stellt Djukanovic seine außenpolitischen Erfolge gegenüber. Dank seines 1996 erfolgten Bruchs mit Serbiens damaligem Autokraten Slobodan Milosevic lotste er Montenegro relativ unbeschadet durch das Kriegsjahrzehnt der 90er Jahre - und sich selbst unter den Schutzschirm der Westmächte.
Punkten kann Djukanovic im Westen mit einer pragmatischen Nachbarschaftspolitik, die sich auffällig von dem Kurs Serbiens unterscheidet. Mit Ex-Kriegsgegner Kroatien müht sich Podgorica heute genauso um spannungsfreie Beziehungen wie mit Albanien, Bosnien-Herzegowina oder dem seit 2010 anerkannten Kosovo. Selbst das nach Montenegros 2006 erklärter Unabhängigkeit spürbar verschlechterte Verhältnis zu Serbien hat sich gebessert. Doch vor allem weil Zar Milo sein Land trotz heftiger Kritik Moskaus in die NATO und den EU-Vorhof gesteuert hat, hält ihm der Westen den Rücken frei: Im Stimmenstreit gegen den von den wichtigsten Oppositionsparteien nominierten NATO-Gegner Mladen Bojanovic ist dem Platzhirsch darum trotz aller Vorbehalte die Unterstützung der USA und der EU gewiss.
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