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Kein Ende der Krise bei Airbus

Der europäische Flugzeugbauer hat derzeit an vielen Fronten Probleme

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Airbus plant den Einbau von Schlafkabinen in den Frachtraum, damit Passagiere ein Nickerchen machen können. Mit solch müden Meldungen gelang dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern auf der am Donnerstag in Hamburg zu Ende gegangenen Aircraft-Messe kein Befreiungsschlag. Denn trotz eines starken Jahresabschlusses und eines optimistischen Ausblickes wächst der Druck auf Noch-Chef Thomas Enders, der im Frühjahr 2019 den Konzern verlassen wird.

Enders hatte sich auf der Hauptversammlung am Vortag in einem Amsterdamer Hotel harte Fragen zu den laufenden Korruptionsermittlungen gefallen lassen müssen. Der Vertreter der Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, DWS, hatte angekündigt, wegen der laufenden Untersuchungen gegen eine Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu stimmen. Die DWS kritisierte zudem, dass Kandidaten für das Kontrollgremium zu viele Aufsichtsratsmandate hätten. Ein Mandat bei Airbus erfordere gegenwärtig die volle Aufmerksamkeit.

Die britische Anti-Korruptions-Behörde Serious Fraud Office (SFO) hatte im August 2016 mitgeteilt, dass gegen den Flugzeugbauer wegen des Verdachts auf Bestechung, Betrug und Korruption ermittelt werde. Neue Kunden für die Jets sollen vom Airbus-Vertrieb geschmiert und Anträge für staatliche Kreditbürgschaften durch falsche Angaben erschlichen worden sein. Auch die französische Finanzstaatsanwaltschaft ermittelt. Enders soll Airbus zuvor selbst bei der SFO angezeigt haben. Möglicherweise zahlte Airbus auch Schmiergeld, um Eurofighter an Österreich zu verkaufen. Die Staatsanwaltschaft fand dafür zwar keine Beweise und stellte das Verfahren im Februar ein. Dennoch muss Airbus Bußgeld von 81 Millionen Euro bezahlen.

Andere Probleme sollen die Beschäftigten ausbaden: Die Produktion des Großraumflugzeuges A380 schien Anfang des Jahres vor dem Aus zu stehen. Dann bestellte die Fluglinie Emirates aus Dubai weitere 20 Maschinen. Mindestens zehn Jahre lang will Airbus nun noch den Riesenflieger bauen - aber bis auf Weiteres mit reduzierten Produktionskapazitäten. Probleme bereitet weiterhin auch der Militärtransporter A400M. Das vor einem Jahrzehnt erstmals in die Luft gegangene Propellerflugzeug ist immer noch nicht ausgereift, es sind nur wenige Flugzeuge einsetzbar und das auch nur eingeschränkt.

Der frühere Fallschirmjäger Enders stellte wegen der Auftragsflaute bei den zwei Baureihen bis zu 3700 Stellen auf den Prüfstand. Betroffen sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien. Allein in Deutschland geht es um bis zu 1900 Jobs, oft von Zeitarbeitern. Hauptsächlich betroffen sollen die Standorte Bremen und Augsburg sein.

Die IG Metall Küste warnt Airbus vor »überzogenem« Stellenabbau. »Das Unternehmen hat insgesamt gut zu tun«, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste, nach einem Treffen des Konzernbetriebsrates. Da müsse es möglich sein, allen betroffenen Mitarbeitern in anderen Programmen am jeweiligen Standort Arbeitsplätze anzubieten. Grundlage für den von der Geschäftsführung angekündigten Dialog sei der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.

Weltweit beschäftigt Airbus nach eigenen Angaben rund 140 000 Menschen, fast 50 000 davon in Deutschland. Vor allem der A320, eine Art Volkswagen der Lüfte, bleibt ein Kassenschlager. Im Ausblick 2018 erwartet das Management rund 800 Zivilflugzeuge (2017: 718) auszuliefern und damit ein weiteres Rekordergebnis einzufahren. Hierbei profitiert Airbus von dem weltweiten Duopol mit Boeing, das Fluggesellschaften nur eine geringe Wahl lässt. Hubschrauber, Raketen oder Satelliten verkaufen sich ebenfalls gut.

Unterm Strich gilt die Airbus-Gruppe wirtschaftlich weiterhin als sehr erfolgreich. Da der Dachkonzern Airbus Societas Europaea (SE) wohl auch aus steuerlichen Gründen im niederländischen Leiden angemeldet ist, fand das Aktionärstreffen wieder in Amsterdam statt. Weit mehr als die Hälfte aller Aktien befinden sich in Streubesitz. Dennoch bleibt Airbus ein politischer Konzern: Mit über 25 Prozent halten die Regierungen in Frankreich, Deutschland sowie Spanien zusammen eine Sperrminorität.

Nichts geht gegen deren Willen. So dürfte der Deutsche Enders 2019 wieder von einem Franzosen ersetzt werden. Als Chef des Verwaltungsrates ist der frühere, damals durchaus umstrittene Telekom-Boss René Obermann im Gespräch, der zudem auch im Herausgeberrat der Wochenzeitung »Die Zeit« sitzt. In Amsterdam wurde er von den Aktionären neu in das Kontrollorgan gewählt.

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