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Kippa tragen gegen Judenhass

Bundesweite Proteste nach Übergriff in Berlin / Giffey: »Jüdinnen und Juden müssen in Deutschland sicher leben können«

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Vor den Solidaritätsdemonstrationen mit der jüdischen Gemeinschaft und gegen Antisemitismus haben mehrere Bundesminister ihre Unterstützung ausgedrückt. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte dem Berliner »Tagesspiegel« (Mittwoch): »Wenn junge Männer bei uns bedroht werden, nur weil sie eine Kippa tragen, müssen wir deutlich machen: sie sind nicht allein.« Niemals dürfe zugelassen werden, dass Antisemitismus in Deutschland wieder alltäglich wird. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte: »Jüdinnen und Juden müssen in Deutschland sicher leben können - das ist nicht verhandelbar.«

Giffey äußerte sich besorgt über ein Anwachsen antisemitischer Tendenzen »auch von Zuwanderern«. Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) erklärte am Mittwoch in Berlin: »Aktionen wie 'Berlin trägt Kippa' sind ein wichtiges Zeichen der Solidarität.« Juden dürften nie wieder Angst haben müssen, sich in Deutschland zu erkennen zu geben. »Jüdisches Leben ist Teil unserer Kultur. Ein Angriff darauf, ist ein Angriff auf uns alle«, sagte Barley.

Auch Überlebende des Holocaust im Internationalen Auschwitz Komitee begrüßten die Solidaritätsgesten gegenüber jüdischen Menschen. Der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner, dankte allen Teilnehmern dieser Demonstrationen »für die Klarstellung, die ihre Haltung ausdrückt und die Ermutigung, die von ihrer Teilnahme ausgeht«. Juden sollten gerade in deutschen Städten gefahrlos und ohne antisemitische Angriffe leben können.

Bundesweite Solidaritätsaktionen geplant

In mehreren deutschen Städten waren für Mittwoch Solidaritätsaktionen geplant, so in Berlin, Erfurt, Potsdam, Magdeburg und Köln. Die Teilnehmer der Kundgebungen sollten als Zeichen der Solidarität die traditionelle jüdische Kopfbedeckung Kippa tragen. Allein in der Hauptstadt werden unter dem Motto »Berlin trägt Kippa« am Abend vor dem Jüdischen Gemeindehaus etwa 1.000 Menschen erwartet. Als Redner werden unter anderem der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), Zentralratspräsident Josef Schuster und der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge angekündigt.

Man dürfe den öffentlichen Raum »weder islamistischen noch rechtsextremen Antisemiten überlassen«, betonte der Kölner Schauspieler und Autor Gerd Buurmann in seinem Aufruf. Auch in der Domstadt soll es am Mittwoch eine Kundgebung geben. Judenfeindlichkeit drohe in Deutschland wieder salonfähig zu werden, das gehe alle an. Die Synagogengemeinde Köln unterstützt die Aktion (18.00), ebenso die örtliche SPD. Der Initiator rechnet mit einigen Hundert Teilnehmern. Sie könnten eine Kippa beim Veranstalter ausleihen.

Allerdings rät der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zur Vorsicht bei öffentlichen Solidaritätskundgebungen. »Trotzig bekennen wäre im Prinzip der richtige Weg«, sagte Schuster am Dienstag dem Rundfunk Berlin-Brandenburg. »Trotzdem würde ich Einzelpersonen tatsächlich davon abraten müssen, sich offen mit einer Kippa im großstädtischen Milieu in Deutschland zu zeigen.«

Zugleich forderte Schuster aber ein konsequentes Einschreiten gegen alle Formen von Antisemitismus in Deutschland. »Es darf keine Toleranz für Intoleranz geben«, sagte Schuster der Deutschen Presse-Agentur.

Anlass für die Aktionen ist ein Vorfall im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg am 17. April, der bundesweit für Entsetzen sorgte. Ein 21-jähriger Israeli und sein Freund wurden von drei arabisch sprechenden Männern antisemitisch beschimpft. Einer der Männer schlug mit einem Gürtel auf den 21-Jährigen ein. Der mutmaßliche Täter sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Agenturen/nd

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