- Politik
- Visa für türkische Geistliche
Bundesregierung genehmigte Einreise von Ditib-Imamen
350 islamische Geistliche sollen 2017 Arbeitsvisa erhalten haben / Kritik von LINKEN-Politikerin Dagdelen
Berlin. Die Bundesregierung hat einem Zeitungsbericht zufolge im vergangenen Jahr die Einreise von 350 Ditib-Imamen genehmigt. Die deutschen Behörden hätten den Imamen auf Antrag der türkischen Religionsbehörde Diyanet Arbeitsvisa mit einer Gültigkeitsdauer von 180 Tagen ausgestellt, berichtete der »Kölner Stadt-Anzeiger« am Mittwoch unter Berufung auf eine Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion. Das Ministerium habe aber keine Erkenntnisse darüber, ob die Imame das Land nach Ablauf der Frist wieder verlassen haben.
Formal ist der Dachverband der türkischen Moscheegemeinden (Ditib) ein unabhängiger deutscher Verein, doch werden die Imame in den Ditib-Moscheen von Diyanet aus der Türkei entsandt und bezahlt.
Seit ihrer Gründung 1924 hat Diyanet zum Ziel, eine Auslegung des Islam im Einklang mit den Vorstellungen des türkischen Staates zu propagieren. Mit ihren 117.000 Mitarbeitern und fast 87.000 Moscheen ist sie heute eine der größten staatlichen Institutionen der Türkei. Während sie sich selbst als wichtiges Bollwerk gegen religiösen Extremismus sieht, sehen Kritiker in ihr ein Propagandainstrument Erdogans.
Die Vize-Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion, Sevim Dagdelen, warf der Bundesregierung in der Zeitung vor, »völlig naiv oder verantwortungslos« zu sein. »Mehr türkische Diyanet-Imame heißt mehr Erdogan-Einfluss«, sagte Dagdelen. AFP/nd
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!