Aktivist und Regisseur

Kein Skandal: Hark Bohm erhält eine Ehren-Lola

  • Lee Wiegand
  • Lesedauer: 2 Min.

In der Redaktion hätten wir beinahe vergessen, dass es noch andere Preise in Deutschland gibt als Echo, Echo, Echo. Alle Newsticker waren voll davon, die Meldung, dass der Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Produzent UND Professor Hark Bohm am Freitagabend eine Ehren-Lola verliehen bekommen soll, ist fast untergegangen.

Aufgewachsen mit dem immertrüben Nordseewetter auf der Insel Amrum nahm Bork nach seiner Schulzeit ein Studium der Rechtswissenschaft in Hamburg an. Sein Referendariat in München brach er dann zugunsten Rudolf Thomes »Rote Sonne« ab, um erstmals vor der Kamera zu stehen. Später entdeckte ihn Rainer Werner Fassbinder für pedantische und autoritäre Rollen.

Obwohl er sich vor der Kamera ganz gut machte, wollte er lieber dahinter und sprang auf die Bewegung des Neuen Deutschen Films auf. Er gründete den Filmverlag der Autoren mit. Er schrieb und drehte erfolgreiche Filme wie »Tschetan, der Indianerjunge« und »Nordsee ist Mordsee« mit Uwe Enkelmann und Marquard Böhm. Er verstand sich damals als sozialkritisch und bestand darauf, dass auch seine Filme als solche verstanden werden sollen.

Für die privaten Sender und die Ufa drehte er 2015/16 gemeinsam mit Niki Stein eine mehrteilige Serie über einen freundlichen, menschlichen Adolf Hitler, er wollte polarisieren. Er sei zu alt, um sich dafür zu interessieren, was andere von ihm halten, sagte er.

Mit Fatih Akin, mit dem er bereits »Tschick« realisierte, drehte er den Politthriller »Aus dem Nichts« und traf erneut den Kern der Zeit, schnitt er doch die realen Ereignisse um die Nazi-Terroristen des NSU an.

Hark Bohm war immer auch Aktivist gegen Missstände, aber mehr noch überzeugter Theoretiker, der den deutschen Film nachhaltig verändert hat. Er ist eine der prägendsten Figuren des deutschen Nachkriegskinos, finden zumindest die Jurorinnen des 68. Deutschen Filmpreis. Sie verliehen ihm am Freitagabend den Echo... Die Lola, verdammt.

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