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Schule der Demokratie
MEINE SICHT: Andreas Fritsche über Schüler, die den AfD-Chef ausladen wollen
Die Lehrer des Von-Saldern-Gymnasiums in Brandenburg an der Havel dürfen stolz sein auf die kleine Gruppe von Schülern, die nachts rund um die Bildungsstätte Plakate angebracht und Flugblätter ausgelegt haben und die Zeitungen und das Fernsehen angesprochen haben - das alles mit dem Ziel, einen geplanten Auftritt des AfD-Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen in ihrem Gymnasium zu verhindern. Wenn sie ihr Ziel auch nicht erreicht haben, so haben sie doch eine Menge Aufmerksamkeit erregt und damit keinesfalls dem guten Ruf ihres Gymnasiums geschadet. Im Gegenteil: Sie haben bewiesen, dass sie gewillt sind, die Demokratie und den europäischen Gedanken mit friedlichen Mitteln zu verteidigen und dafür auch ein persönliches Risiko einzugehen.
Falls dies direkt oder auch nur indirekt ein Ergebnis ihrer politischen Schulbildung gewesen ist, dürfen sich ihre Lehrer auf die Schulter klopfen. Das soll keineswegs heißen, dass jene anderen Schüler, die Meuthen zu einer Podiumsdiskussion am 9. Mai eingeladen haben, keine Demokraten und weniger mutig sind. Es soll nicht heißen, dass sie damit falsch gehandelt haben. Denn das richtige Rezept für den Umgang mit der fremden- und europafeindlichen AfD ist noch nicht gefunden. Soll man diese Partei wenig beachten und isolieren? Oder funktioniert das nicht und man muss sie inhaltlich stellen, und wenn ja, wie? Diese Fragen sind noch nicht schlüssig beantwortet. Die Schüler suchen nach Antworten. Das ist gut so. Sie werden dabei lernen.
Nicht stolz dürfen die Lehrer darauf sein, dass couragierte Schüler lieber anonym bleiben. Denn das spricht nicht für ein Vertrauensverhältnis, bei dem junge Linke absolut sicher sein können, dass ihr Widerspruch und ihr friedlicher Widerstand auch von den Pädagogen akzeptiert wird, die persönlich andere politische Ansichten vertreten.
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