Stadt Göttingen räumt besetztes Haus

Räumung des Wohnheims in der Fridtjof-Nansen Straße 1 / Initiative: »Die Stadt kann sich nicht eines politischen Problems mit Gewalt entledigen«

  • Moritz Wichmann und Niklas Franzen
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Stadt Göttingen hat das besetzte Haus in der Fridtjof-Nansen Straße 1 geräumt. Um etwa sieben Uhr morgen rückte die Polizei laut Angaben von Aktivisten mit »etwa einer Hundertschaft und schwerem technischen Gerät« an, so Initiativen-Sprecher Felix Blum gegenüber »nd«. Zur Zeit der Räumung hätten sich noch etwa 20 Menschen im Gebäude befunden. Die Besetzer*innen hatten zuvor angekündigt, das Gebäude nicht militant verteidigen zu wollen. Dementsprechend »undramatisch« sei die Räumung abgelaufen, erzählt Felix Blum von der Initiative »Our House Nansen 1«.

Dabei nahmen die Beamten die Personalien der Besetzer*innen auf, zunächst wurden aber keine Personen in Gewahrsam genommen. In der Straße vor dem Gebäude sammelten sich Unterstützer*innen bei einer Kundgebung. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter berichteten Aktivist*innen von andauernden polizeilichen Maßnahmen. Die Räumung sei »eine Schande« schrieb der Göttinger Piratenpartei-Politiker Meinhart Ramaswamy auf Twitter. Auch die Grüne Jugend Göttingen zeigte sich auf dem Kurznachrichtendienst enttäuscht: »Leerstand zu Wohnraum, das wäre mal was«.

Am Montag hatten Aktivist*innen ein leerstehendes Gebäude in der Universitätsstadt besetzt. Dieses ist Teil eines Komplexes in der Fridtjof-Nansen Straße 1, das vom Göttinger Ableger des Goethe-Instituts als Wohnheim genutzt wurde. In dem Nebengebäude befinden sich immer noch Büro- und Seminarräume des Kulturinstituts. Die Aktivist*innen hatten das Gebäude besetzt, um so für eine bessere Unterbringung von Geflüchteten in einer Lagerhalle auf der Siekhöhe und gegen die Privatisierung von Wohnraum zu protestieren.

Bürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) steht unter Druck, weil die Unterbringung von Geflüchteten in der Notunterkunft Siekhöhe schon lange umstritten ist. In dieser »fensterlosen Lagerhalle«, die Massenunterbringung und kaum Privatsphäre bietet, sind seit dem »Sommer der Migration« 2015 immer noch Geflüchtete untergebracht. Man arbeite »unter Hochdruck« daran, dies zu ändern, heißt es vonseiten der Stadt. Die Aktivist*innen sehen das anders. In Göttingen ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt allgemein angespannt, es fehlen Tausende Wohnungen.

Hintergrund: Aktivist*innen kämpfen in Göttingen für Hausbesetzung

Die Auseinandersetzung um den geplanten Verkauf des Gebäudes sowie die Schaffung von Wohnraum in der Universitätsstadt sei damit aber nicht vorbei, betonen die Aktivisten. »Die Stadt kann sich nicht eines politischen Problems mit Gewalt entledigen«, erklärte Blum. Die Aktivisten wollen sich weiter für das Haus einsetzen.

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