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- Halbfinale der Basketball-Bundesliga
Ganz schön viele beste Spieler
Berlins Basketballer erreichen das Bundesliga-Halbfinale, auch wenn ihr Anführer in einer Krise steckt
Immer der Beste zu sein, ist schon nicht einfach. Wenn es alle von einem erwarten, macht es das noch mal schwieriger. Das sieht man dieser Tage an Basketballer Luke Sikma von Alba Berlin. Über die Auszeichnung, der »Wertvollste Spieler der Bundesliga« (MVP) zu sein, hatte er sich vor wenigen Wochen sehr gefreut. Doch zum Abschluss der Hauptrunde kam sie mit einer unausgesprochenen Verpflichtung: auch künftig der Beste zu sein, besonders jetzt, da es in den Playoffs um den wichtigsten Titel geht. Alba würde zehn Jahre nach der letzten deutschen Meisterschaft gern auch als Team wieder ganz oben stehen, und dafür hat der Klub im vergangenen Sommer nach langer Zeit endlich wieder einen Kader zusammengestellt, der das erreichen kann. Der 85:68-Erfolg am Donnerstagabend gegen Oldenburg und der damit verbundene Halbfinaleinzug war der nächste Schritt dorthin, doch ausgerechnet Sikma scheint zum ungünstigsten Zeitpunkt in eine kleine Krise zu rutschen.
Berlin hat eine starke Saison gespielt, wurde Hauptrundenzweiter und bezwang dabei jeden Gegner der Liga mindestens einmal. Gegen den Siebten Oldenburg tat sich Alba in der Viertelfinalserie nun aber schwer, brauchte die maximal nötigen fünf Spiele, um drei Siege einzufahren. Sogar ein frühes Ausscheiden des Mitfavoriten war vor dieser letzten Partie in Berlin möglich. Dementsprechend nervös begannen die Berliner auch. Die ersten vier Distanzwürfe gingen daneben, das erste Viertel mit 17:19 verloren. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt für den MVP, sich zum großen Retter aufzuschwingen. Doch Sikma traf nicht, und Trainer Aito beorderte ihn auf die Bank. Dort saß er dann fast den gesamten Rest der ersten Hälfte.
Als er zurückkam, sah man dem 28-jährigen Amerikaner erstmals Selbstzweifel an. Fünf Freiwürfe in Serie setzte er daneben. Das wäre sogar für einen Nachwuchsspieler ungewöhnlich. Sikma erzielte insgesamt nur drei Punkte, noch mal weniger als die schon mageren neun bei der Niederlage im vierten Spiel. Am Ende traute sich Sikma gar keinen Wurf mehr zu, gab den Ball immer an seine Mitspieler weiter. Beim Kampf um einen Rebound landete ein Abpraller von ihm sogar im eigenen Korb. Der absolute Tiefpunkt dann ein verstopfter Dunking. An diesem Abend wollte einfach nichts klappen bei Sikma.
Gut für ihn und Alba, dass Basketball ein Mannschaftssport ist und das Team in diesem Jahr nicht nur ein, zwei Akteure hat, die Spiele entscheiden können, sondern gleich einen ganzen Haufen. Acht verschiedene Berliner waren schon mal Albas beste Punktesammler in einer Partie. Das macht die Mannschaft schwer berechenbar für ihre Gegner und gibt nebenbei einem MVP auch Raum für Krisen. »Luke hat die ganze Saison sehr stark gespielt. Er ist zwar einer unserer Ältesten, aber auch er hat kaum Playoff-Erfahrung«, versuchte sich Trainer Aito an einer Erklärung. »Er bleibt jedoch die Seele unseres Teams, und ich habe volles Vertrauen, dass er uns gegen Ludwigsburg wieder helfen wird. Ich bin wirklich zufrieden mit ihm.«
Ein verbaler Klaps auf die Schulter, doch Sikma konnte das an einem Abend, an dem die Kollegen ausgelassen mit ihren Fans jubelten, nicht trösten. Sätze wie: »Ich fühle mich gut, wir haben ja gewonnen«, wirkten beim sonst so freundlichen und offenen Anführer nun sarkastisch und genervt. Schnell verschwand er danach in der Kabine. In solchen Momenten sind MVP-Ehren nichts mehr wert.
Dabei hätte er durchaus Grund gehabt, zufrieden zu sein. Sikmas sieben Rebounds waren Tageshöchstwert, zudem gab er vier Vorlagen und provozierte fünf Fouls seiner Gegner. Eins davon war besonders wichtig. Nachdem Alba im dritten Viertel schon mit 18 Punkten geführt hatte, kam Oldenburg im letzten Abschnitt noch mal auf sieben Zähler heran. Armani Moore stürmte zudem auf den Berliner Korb zu, um den Rückstand weiter zu verkürzen, als sich Sikma ihm in den Weg stellte. Keine ungefährliche Aktion, wenn so ein 100-Kilo-Koloss mit voller Geschwindigkeit in einen hineinrast. Der Schmerz ist programmiert, und die Gefahr, selbst ein Foul angehängt zu bekommen, hoch. Doch die Schiedsrichter pfiffen für Sikma, Alba zog danach uneinholbar davon. Es war ein Moment, dessen Wichtigkeit in keinem Statistikbogen auffällt, doch auch wegen solcher Aktionen wird man zum »wertvollsten« Spieler gewählt.
Für die Punkte sorgten vorn dann Marius Grigonis (16) sowie die beiden deutschen Nationalspieler Niels Giffey und Joshiko Saibou (je 15). In den fünf Partien gegen Oldenburg holten vier verschiedene Berliner die meisten Punkte. Luke Sikma findet sich übrigens auch in der Liste. Und gegen Halbfinalgegner Ludwigsburg hat er bislang noch immer zweistellig gepunktet. So tief ist das Tal, durch das er gerade schreitet, also gar nicht. Das muss ihm nur jemand erklären. Ganz ohne Sarkasmus.
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