• Politik
  • Neofaschisten in Thessaloniki

Festnahmen nach Attacke auf Bürgermeister

Bei einer Genkveranstaltung im Norden Griechenlands warfen Rechte mit Steinen und Flaschen

  • Lesedauer: 2 Min.

Thessaloniki. Nach dem Angriff von extrem Rechten auf den Bürgermeister der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki, Giannis Boutaris, hat die Polizei vier Tatverdächtige festgenommen. Einer habe die Tat bereits gestanden, teilte die Polizei am Montag mit. Boutaris war am Samstagnachmittag verbal und tätlich angegriffen und leicht verletzt worden.

»Was ich erlebt habe, war ein Alptraum«, sagte der 75jährige Boutaris griechischen Medien am Sonntag. Gesundheitlich gehe es ihm gut. Das Fernsehen und Nachrichteportale zeigten Videos von dem Zwischenfall. Boutaris, der als einer der progressivsten Bürgermeister Griechenlands gilt, konnte fliehen, bevor Schlimmeres passierte. Die Täter hätten ihn mit Tritten und Schlägen traktiert, sagte der 75-jährige Yiannis Boutaris am Sonntag der Nachrichtenagentur ANA. »Es war eine verachtenswerte Attacke, aber es geht mit gut.« Boutaris war nach dem Angriff am Samstagabend zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht worden.

Die Regierung und alle griechischen Parteien mit Ausnahme der neofaschistischen »Goldenen Morenröte« verurteilten die Attacke. »Die Angreifer waren rechtsextremistische Schläger«, erklärte das Büro des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras. Die Polizei werde sie finden und die Justiz sie zur Rechenschaft ziehen.

Der Bürgermeister nahm an einem Gedenktag für Griechen teil, die Anfang vergangenen Jahrhunderts im Schwarzmeerraum von osmanischen Milizionären getötet oder vertrieben worden waren. An diesen Feiern nehmen traditionell neben Vertriebenenvereinen auch extrem Rechte teil. Diese fingen an, Boutaris zu beschimpfen. Jemand stellte ihm ein Bein; Flaschen und andere Gegenstände wurden in seine Richtung geschleudert. Der Bürgermeister fiel zu Boden, konnte aber mit Hilfe eines Polizisten und zweier seiner Begleiter fliehen.

Boutaris setzt sich für eine Entspannung mit der Türkei sowie die Rechte von Homosexuellen und Minderheiten ein. Er hebt immer den multikulturellen Charakter seiner Stadt hervor, in der im vergangenen Jahrhundert zahlreiche Juden, Griechen und Türken zusammenlebten. Aus diesem Grund besuchen Tausende Nachfahren dieser Menschen die Stadt. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.