Zwei Titel entführt
Die Berliner Füchse werden beim Rivalen Magdeburg EHF-Cupsieger und Jugendmeister
Schwer atmend, schwitzend, aber glücklich stand Paul Drux da und schwelgte in Erinnerungen. »Ich war schon 2015 dabei, als wir zum ersten Mal den EHF-Cup gewannen. Damals war ich neu. Jetzt als Führungsspieler ist es noch mal eine ganz andere Nummer. Dass wir diesen Krimi gewonnen haben, macht mich stolz«, sagte der Berliner Handballer. Mit sechs Treffern hatte Drux zuvor seinen Teil zum Pokalgewinn beigetragen, als die Füchse Saint-Raphael Var im Finale mit 28:25 bezwangen.
Dabei mussten die Berliner nicht nur gegen die Franzosen von der Côte d’Azur kämpfen. In Magdeburg ließen die einheimischen Fans die ungeliebten Füchse auch durch eine Stimmungshölle schleichen. Selbst die vielen Glanzparaden des Ex-Magdeburgers Silvio Heinevetter im Tor der Berliner wurden mit Pfiffen bedacht. Doch Heinevetter ließ diese an sich vorbeirauschen. »Mich haben die Pfiffe nicht gestört«, sagte er später.
Überhaupt scheinen die Berliner derzeit kaum aufzuhalten zu sein. Seit ihrem Sieg vor einer Woche gegen die Rhein-Neckar-Löwen und danach gegen Hannover rennen die Füchse mit großem Aufwand und technisch hohen Fertigkeiten übers Parkett. Beim Final Four in Magdeburg warfen sie am Sonnabend erst Göppingen mit 27:24 aus dem Turnier. Im Finale dann lagen die Berliner nur in den ersten drei Minuten im Rückstand. Nach Drux’ Treffern zum 3:3-Ausgleich und zur folgenden Führung gab Berlin seine Führung nicht mehr her.
Trainer Velimir Petkovic gewann damit schon zum vierten Mal den zweitwichtigsten europäischen Klubwettbewerb: zweimal mit Göppingen, einmal mit Banja Luka und jetzt mit den Füchsen. »So hart wie diesmal war es noch nie. Wir mussten vier Spiele in einer Woche bestreiten und das mit einer langen Verletztenliste. Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft. Die Jungs haben einen riesigen Willen bewiesen.« Paul Drux gestand nach den Strapazen auch ein: »Jetzt sind wir kaputt« - ohne jedoch auf die weiteren Pläne hinzuweisen: »Feiern werden wir trotzdem.«
Allzu lange sollte die Party jedoch nicht andauern, denn schon am Donnerstag kommt TuS N-Lübbecke in die Berliner Max-Schmeling-Halle, und für die Füchse ist plötzlich sogar der Meistertitel wieder in Reichweite. Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen war am Sonntag in Erlangen nicht über ein 25:25 hinausgekommen und liegt nur noch zwei Punkte vor Berlin. Die SG Flensburg-Handewitt rangiert noch dazwischen. Patzen beide Klubs des Führungsduos, könnten die Berliner die lachenden Dritten sein.
Sollte es wirklich so weit kommen, wäre es nicht einmal die erste deutsche Meisterschaft der Saison für die Füchse, denn die Berliner brachten am Wochenende auch noch den Titel der A-Jugend aus der Börde mit nach Hause. »Ich bin der einzige Fuchs mit zwei Goldmedaillen«, strahlte Bob Hannig, schließlich trainiert der Manager der Elite nebenbei auch die Füchse-Kaderschmiede, die sich mit einem 36:31 gegen die Jugend des SC Magdeburg den Titel sicherte. Beide Vereine dürften bei solch guter Nachwuchsarbeit nicht so schnell von der deutschen Handballspitze zu verdrängen sein. Immerhin ist auch Magdeburg nun Vizemeister in der Jugend, Europapokaldritter und Bundesligavierter.
Trotzdem dominiert beim SCM nun aber natürlich der Frust. Mannschaft und Fans hatten vom europäischen Finale geträumt. Die knappe 27:28-Halbfinalniederlage gegen Saint Raphael traf sie aber hart. »Danach taumelten wir alle zwischen Enttäuschung und Motivation. Wir wollten wenigstens den dritten Platz retten«, erklärte Trainer Bennet Wiegert am Sonntagabend. Mit einem 35:25-Sieg gegen Göppingen hatte sein Team dann immerhin wirklich noch Schadensbegrenzung betrieben.
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