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US-Bürgerrechtler kritisieren Amazon

Mehr als 30 Organisationen fordern das Digitalunternehmen auf keine Gesichtserkennungstechnologie für Strafverfolger bereitzustellen

  • Lesedauer: 3 Min.

Washington. Die einflussreiche US-Bürgerrechtsorganisation ACLU und zahlreiche weitere Organisationen haben Amazon eindringlich aufgefordert, seine Gesichtserkennungstechnologie nicht mehr den Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung zu stellen. In dem Brief an Unternehmenschef Jeff Bezos warnten die American Civil Liberties Union (ACLU) und mehr als 30 weitere Organisationen wie Human Right Watch am Dienstag vor enormen Schäden für die Demokratie durch den Amazon-Dienst Rekognition.

Die Anleitungen zu dem Programm lese sich »wie eine Gebrauchsanweisung für autoritäre Überwachung«, erklärte die kalifornische ACLU-Vertreterin Nicole Ozer. »Wenn ein gefährliches Überwachungssystem wie dieses erst einmal gegen die Öffentlichkeit gerichtet ist, kann der Schaden nicht ungeschehen gemacht werden.«

Rekognition ist als Software zum Erkennen ähnlicher Objekte in Bildern eine Dienstleistung für Kunden auf der Cloud-Plattform AWS. Die Technologie beherrscht nach früheren Angaben von Amazon »Gesichtserkennung in Echtzeit über mehrere zehn Millionen Gesichter und Suche von bis zu 100 Gesichtern in anspruchsvollen, überfüllten Fotos«.

Der Bürgerrechtsorganisation ACLU liegen den Angaben zufolge Unterlagen vor, die den Einsatz von Rekognition durch Behörden bestätigen. Die Regierung könne damit dauerhaft Einwanderer verfolgen oder anhand von Bildern aus Kameras am Körper von Polizisten Demonstranten identifizieren, warnten die Autoren des offenen Briefs.

Amazon Rekognition sei »auf den Missbrauch durch Regierungen angelegt«, heißt es in dem Schreiben an Bezos. Damit stelle das Programm insbesondere für die nicht-weiße Bevölkerung und Einwanderer eine Gefahr dar.

Eine ACLU-Untersuchung hatte ergeben, dass Amazon sein Gesichtserkennungsprogramm verschiedenen Strafverfolgungsbehörden in den USA zur Verfügung gestellt hat. Die Organisation veröffentlichte Korrespondenz darüber zwischen Amazon und Polizeibehörden in Florida, Arizona und anderen US-Bundesstaaten.

Amazon gehört zu den führenden Unternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz. Auch andere Unternehmen bieten den Behörden Gesichtserkennungsprogramme an und sorgen damit bei Bürgerrechtsaktivisten für Beunruhigung. Sie warnen, die Behörden könnten riesige biometrische Datenbanken anlegen und damit einen Überwachungsstaat aufbauen.

Auf seiner Website hebt das US-Unternehmen hervor, Rekognition könne etwa bei der Suche nach Vermissten helfen. Amazon hatte eine »zeitnahe und präzise Verbrechensprävention« in einer Mitteilung zum Ausbau des Funktionsumfangs von Rekognition als ein Einsatzgebiet der Software hervorgehoben. Amazon betonte in einer Stellungnahme, man fordere von Kunden, dass sie sich beim Einsatz von Software des Konzerns an Gesetze halten. Rekognition werde eingesetzt, um Entführungsopfer zu finden - oder verloren gegangene Kinder in Freizeitparks. »Unsere Lebensqualität wäre heute viel niedriger, wenn wir neue Technologie verbieten würden, weil einige Leute sie missbrauchen könnten.« Mit dem Programm können aber auch Einzelhändler die emotionalen Reaktionen von Kunden auf ihr Angebot analysieren.

Lesen Sie auch: Deutsche Polizei setzt verstärkt auf Gesichtserkennung – Nutzung der Technik von 1673 Fällen im Jahr 2010 auf 27.436 im vergangenen Jahr gestiegen

Schon jetzt werden in den USA viele Bürger per Gesichtserkennung erfasst. 2016 hatte eine Untersuchung der Georgetown University in Washington ergeben, dass in den USA jeder zweite Erwachsene, also 117 Millionen Menschen, in Gesichtserkennungsdatenbanken der Strafverfolgungsbehörden auftauchen - meist ohne ihr Wissen und ohne klare Regelung für die Speicherung dieser Daten. Die Wissenschaftler warnten, die Anwendung dieser Technologie ohne Verdachtsmomente könne die in der Verfassung garantierte Meinungs- und Versammlungsfreiheit gefährden. Agenturen/nd

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