- Politik
- Protest gegen AfD
Raven gegen Rechts: Partyszene will AfD wegbassen
nd-Serie: Wer demonstriert am Sonntag gegen den Aufmarsch der Rechtsaußenpartei?
Leere Tanzflächen in den Clubs? Eigentlich undenkbar an einem Sonntag in der Partymetropole Berlin. Nun könnte genau das passieren, denn: Die Rechtsaußen-Partei AfD ruft zu einer bundesweiten Demonstration in Berlin auf – und die Partyszene will auf die Straße gehen, um mit viel Bass und Dezibel den »Aufmarsch zu crashen«.
»Viele Clubs haben auf solch einen Anlass gewartet«, sagt Rosa Rave, eine der Organisator*innen, dem »nd«. »Beim derzeitigen Rechtsruck sehen viele Leute in der Partyszene die Notwendigkeit, Stellung zu beziehen.« Mehr 120 Clubs, Partykollektive und Festivals haben sich bisher hinter den Aufruf gestellt – und die Liste wird mit jedem Tag länger. »Wir kommen kaum noch mit den Anfragen hinterher«, meint Rave. Überrascht habe sie die Resonanz aber nicht. Berlins Clubkultur sei schon immer »progressiv, queer, feministisch, antirassistisch, inklusiv, bunt« – also alles »was die Nazis nicht sind und was sie hassen«, heißt es in dem Aufruf.
Organisiert wird die »antifaschistische After-Hour« von »Reclaim Club Culture«. Vor zwei Jahren entstand das Bündnis mit dem Ziel gegen Diskriminierung und Kommerzialisierung im Nachtleben vorzugehen. Ziel: Eine emanzipatorische Clubkultur ohne Rassismus, Sexismus und Homophobie. Dafür wurde zusammen mit verschiedenen Clubs sogar eine Fibel herausgebracht, die als Leitfaden dienen soll.
Nun soll ein Zeichen gegen die AfD gesetzt werden. Unlängst hatte die AfD-Politikerin Sibylle Schmidt gefordert, dem weltbekannten Berghain per Antrag die »gewerberechtliche Erlaubnis« zu entziehen. In sozialen Netzwerken sorgte der Vorstoß für Heiterkeit, dennoch zeigt die Forderung: Die alternative Clublandschaft ist der Partei ein Dorn im Auge.
Mit mehr als 20 Musikwagen wollen die Party-Aktivist*innen am Sonntag durch das Regierungsviertel raven. Die Organisator*innen rechnen mit mehr als 10.000 Teilnehmer*innen. Und die Clubs? Viele werden in den Morgenstunden Jingles spielen, die zur Teilnahme an der Demonstration aufrufen. Die Organisatorin Rave meint: »So machen wir Werbung über unseren Lieblingsweg: die Ohren.«
Auch die »Kultstätte Keller« wird am Sonntag mit einem eigenen Wagen vor Ort sein. »Die Clubs in Berlin waren schon immer sehr international und Orte, wo Brücken zwischen den Kulturen gebaut wurden«, sagt Felix Walter von dem Neuköllner Club dem »nd«. »Deshalb war es eine klare Sache, dass wir uns positionieren. Auch aufgrund der deutschen Geschichte dürfen wir nicht abwarten, sondern müssen der AfD entgegentreten.«
Steht die Partyszene also geschlossen hinter dem Aufruf von »Reclaim Club Culture«? Nein, ausgerechnet das von der AfD angefeindete Berghain hat sich bisher nicht zu der Kampagne bekannt. Die Verantwortlichen des öffentlichkeitsscheuen Clubs seien im Urlaub, heißt es. Rave meint: »Bis Sonntag ist ja noch ein bisschen Zeit, vielleicht kommt da noch was.« Außerdem: Dass so viele Clubs und Parties die Kampagne unterstützen sei bereits ein Riesenerfolg. »Wir werden am Sonntag bunt und laut ein Zeichen gegen die AfDisierung der Gesellschaft setzen.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.