Bunter Protest gegen AfD-Marsch

Tausende Menschen bei Gegendemos und Partyzug

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Mehrere Tausend Menschen sind am Sonntag in Berlin gegen eine Demonstration der AfD auf die Straße gegangen. Unter dem Motto »Stoppt den Hass! Stoppt die AfD!« versammelten sich rund 1000 Menschen auf der Reichstagswiese gegenüber dem Hauptbahnhof, wo die Rechtsaußenpartei ihre Auftaktkundgebung abhielt. Dort fanden sich bis zum Mittag etwa 3000 Sympathisanten der AfD zusammen. Ihre Demonstration steht unter dem Motto »Zukunft Deutschland« und wendet sich gegen die aktuelle Regierungspolitik.

Zum Auftakt der AfD-Kundgebung am Hauptbahnhof skandierten Teilnehmer »Merkel muss weg«. Auf Transparenten und Plakaten stand etwa »Kein Pass-kein Eintritt« oder »Der Islam gehört nicht zu Europa«.

Die Demonstration der AfD fiel deutlich kleiner aus als erwartet. Zehntausend Teilnehmer wurden bei der Polizei angemeldet, der Bundesvorstand startete eine deutschlandweite Mobilisierungskampagne. Tatsächlich fanden sich nur etwa knapp über 1000 Demonstranten der Rechtsaußenpartei am Morgen am Washingtonplatz ein.

Ein Vielfaches mehr an Demonstranten demonstrierte auf den Straßen Berlins gegen die Rechtsaußenpartei. Der Widerstand ist breit und vielfältig:

Ein Zusammenschluss von Berliner Theatern und freien Künstler*innen ruft zu einer »glamourösen Demonstration« gegen den AfD-Aufmarsch auf. Die Kulturszene fühtlt sich durch die radikal rechte Partei bedroht. Die »Glänzende Demonstration« von Künstlern lief vom Weinbergspark über Unter den Linden zum Pariser Platz am Brandenburger Tor

Die von Geflüchteten mitgegründet Initiative »We‘ll Come United Berlin«. ruft ebenfalls zu Gegenprotesten auf. In einem Aufruf schreibt das Netzwerk: »Wir sind diejenigen, gegen die die Rechten hetzen und die von ihnen angegriffen werden«. Und: »Wir sind die Geflüchteten, die Migrant*innen und die Solidarischen, die gemeinsam dafür einstehen, dass Berlin antirassistisch und weltoffen bleibt.«

Auch Berlins Partyszene macht mobil. Ein von der Berliner Clubszene organisierter Umzug von rund 30 Musikwagen zog über die Siegessäule zur Straße des 17. Juni. »AfD wegbassen« lautete das Motto der lautstarken Karawane, die sich teilweise entlang der Strecke der einstigen Berliner Loveparade bewegte.

Auf den Protestbooten auf der Spree wurde unter anderem gerufen »Refugees are welcome here«. Auf einem Segel stand »Nie wieder«, woanders »Boote gegen Patrioten«.

Polizeisprecher Thomas Neuendorf sprach kurz nach Beendigung der AfD-Kundgebung am Nachmittag auf Anfrage von einem weitgehend störungsfreien Verlauf. Es habe ein paar Versuche gegeben, Absperrungen zu überwinden. Dabei musste in mindestens einem Fall von Polizisten Pfefferspray eingesetzt werden hieß es.

Während der Gegenproteste wurde die mehrfach aus ausgezeichnete Aktivistin Irmela Mensah-Schramm festgenommen. Die als »Polit-Putze« bekannt gewordene 72-Jährige engagiert sich seit über 30 Jahren gegen Rechte. Bekannt ist sie vor allem für Aktionen, bei denen sie bundesweit Nazi-Schmierereien, Graffiti, Aufkleber und Fotos aus der Öffentlichkeit entfernt. Nach nd-Informationen sprach die Polizei Mensah-Schramm einen Platzverweis aus, die Aktivistin wollte auf dem Washingtonplatz protestieren, in Hör-und Sichtweite zur AfD. Der Polizei passte das nicht. Mensah-Schramm weigerte sich aber zu gehen. Am Ende führten die Beamten sie ab.

Dieser Bitte entsprach sie nicht, dann wurde ein Platzverweis ausgesprochen, dem kam sie nicht nach. Als Kolleg. sie wegführen wollten, leistete sie Widerstand.

Die Demonstration der größten Rechtaußenpartei stand unter dem Motto »Zukunft Deutschland« und wendet sich gegen die Politik der Bundesregierung. Die Losung der Gegendemonstrationen lautet »Stoppt den Hass! Stoppt die AfD!«. Laut Veranstalter waren am Sonntag 72.000 Menschen auf den Straßen Berlins gegen die AfD unterwegs gewesen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot von 2000 Leuten im Einsatz. Agenturen/nd

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