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- Anti-AfD-Protest erfolgreich?
Für mehr Party-Aktivismus!
Niklas Franzen meint, dass sich die radikale Linke einiges von den Anti-AfD-Ravern abgucken kann
Als die Bässe unter der Siegessäule noch wummerten, gab es schon die ersten kritischen Stimmen: Zu unpolitisch und zu viel Party - so lautete die Analyse vieler selbsterklärter Linksradikaler in sozialen Netzwerken. Was war passiert? Zehntausende demonstrierten am Sonntag gegen einen AfD-Aufmarsch, darunter Künstler*innen, Geflüchtete - und eben auch die Berliner Partyszene.
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Organisiert wurde die »antifaschistische Afterhour« von dem Bündnis »Reclaim Club Culture«. Bunt, laut und in bester Stimmung zogen Zehntausende über die Straße des 17. Juni. Bei vielen älteren Berliner*innen wurden am Sonntag Erinnerungen an die Loveparade wach. Damit war der Anti-AfD-Rave auch ein bisschen die Antithese zu den traditionellen, oft spaßfeindlich anmutenden linken Protestformen.
War die pulsierende Demonstration damit aber gleich unpolitisch? Nein. Die Kritik an der Rechtsaußen-partei wurde laut und deutlich nach außen getragen: auf Musikwagen, auf Schildern, auf Körpern. Die Parade war zudem ein Abbild der Berliner Partyszene - und die ist queer, international und divers. Diese Menschen sind vom Vormarsch der AfD besonders bedroht. Daher ist es wichtig, dass sie auf ihre Weise ein Zeichen gesetzt haben.
Die Partyszene hat geschafft, woran die radikale Linke meist scheitert: Menschen außerhalb ihrer heilen, linken Blase auf die Straße zu bringen. Viele Teilnehmende waren am Sonntag zum ersten Mal auf einer Demonstration und feierten feucht-fröhlich gegen Rechts. So geht Politisierung.
Diese Menschen hätten sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von einem klassischen, linken Aufruf angesprochen gefühlt. Eine Linke, die nur um das eigene Nest fliegt, ist zum Scheitern verurteilt. Und die ewigen Nörgler müssen sich die Frage gefallen lassen, wann sie zuletzt innerhalb kurzer Zeit Zehntausende Menschen auf die Straße bekommen haben.
Es ist richtig, dass der Aufmarsch der AfD nicht gestoppt werden konnte. Blockaden und militantere Protestformen sind wichtig, aber eben auch nicht die Wunderformel für jeden Anlass. Gestern hat Berlins Feierszene ein lautes Signal gesendet und so demonstriert, wie es eben eine Feierszene macht: mit Bass, Dezibel und Rausch. Dass die AfD am Ende durch Berlin laufen konnte, sollten sich daher eher die Aktivist*innen ankreiden, die vorher zu Blockaden aufgerufen hatten. Nun reflexhaft die Partyszene anzugreifen, zeugt von einer gefährlichen Überheblichkeit. Denn: In Zeiten eines beängstigenden Rechtstrends muss die radikale Linke lernen, auch andere Protestformen anzuerkennen - wenn sie nicht irgendwann alleine dastehen will.
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