Trump erleidet gegen AT&T Niederlage
Gericht erlaubt Medienkonzernen Fusion
Ein US-Bundesrichter hat die Fusion zwischen dem Telekommunikationsriesen AT&T und dem Medienkonzern Time Warner genehmigt. Der Abschluss, der eher eine Übernahme von Time Warner durch AT&T darstellt, hat einen Umfang von 85,4 Milliarden Dollar (72,5 Milliarden Euro). So entsteht nun ein riesiges Unternehmen, das einerseits erfolgreiche HBO-Serien wie »Game of Thrones« produziert und Sender wie CNN betreibt und diese Inhalte andererseits auf einer großen Anzahl an Fernsehern und mobilen Geräten ausstrahlen kann. Das US-Justizministerium hatte sich gegen die Fusion ausgesprochen, da die Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher dadurch eingeschränkt würden.
Richter Richard Leon traf seine Entscheidung am Dienstag am Bezirksgericht in Washington. Gleichzeitig erreicht Netflix, das Videos über das Internet anbietet, einen Börsenwert von 160 Milliarden Dollar. AT&T wird mit 210 Milliarden Dollar aber noch höher bewertet. Die Google-Mutter Alphabet, die auch YouTube besitzt, sowie Amazon, Apple und Facebook bieten ebenfalls Videos über das Netz an. Der Aufstieg relativ junger Unternehmen inmitten eines Feldes von Konkurrenten, die seit Jahrzehnten den Medienmarkt beherrschen, hat die Branche bereits verändert. Disney und Comcast wollen aktuell Teile von 21st Century Fox erwerben, um ihre Reichweite zu vergrößern und auf einem neuen Markt gegen Wettbewerber zu konkurrieren, die sowohl den Inhalt als auch die Übertragungswege kontrollieren.
In seiner Entscheidung meinte Richter Leon, dass die Anwälte des Justizministeriums den neuen Markt nicht verstanden hätten. Auch Präsident Donald Trump hat sich öffentlich gegen die Fusion ausgesprochen. »Wenn es jemals einen Kartellfall gegeben hat, in dem die Parteien eine dramatisch andere Einschätzung der aktuellen Lage des relevanten Marktes und eine grundlegend andere Vorstellung von seiner zukünftigen Entwicklung hatten, dann ist dies der Fall«, so Leon.
Während Regulierungsbehörden normalerweise eine Fusion zwischen zwei Firmen aus unterschiedlichen Bereichen genehmigen würden, beharrten die Anwälte der Regierung darauf, dass AT&T und Time Warner Geschäftsbereiche verkaufen müssten, um fusionieren zu dürfen. Die Unternehmen weigerten sich, woraufhin das Justizministerium im November Klage eingereicht hat. Dessen Anwälte überlegen jetzt, ob sie in Berufung gehen wollen. »Wir werden die nächsten Schritte unternehmen, wenn es nötig ist«, sagt Makan Delrahim, der die Wettbewerbsabteilung im Justizministerium leitet, der »New York Times«.
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