Keine Geburtstagsgrüße nach Santa Clara

Christopher Wimmer über die falsche Verehrung von Che Guevara

  • Christopher Wimmer
  • Lesedauer: 2 Min.

»Che« ist längst zur Marke geworden. Der Mensch dahinter hieß Ernesto Rafael Guevara de la Serna und wurde am 14. Juni vor 90 Jahren geboren. Auf seinen Reisen durch Südamerika politisierte er sich durch die extremen Gegensätze zwischen Arm und Reich. 1955 traf er auf Fidel Castro. Dieser hatte eine Gruppe von Revolutionären um sich gesammelt, um die Herrschaft des Diktators Batista auf Kuba zu stürzen. Sie landeten am 2. Dezember 1956 auf der Insel. Das Weitere ist bekannt: Che wird zum Kommandanten der Rebellenarmee, später Industrieminister und in der Folge zur Symbolfigur für den internationalen Befreiungskampf. Sein berühmtes Porträt ziert auch heute noch Shirts und Buttons von San Francisco bis Tunis. Sich undogmatisch nennende Menschen finden nichts dabei, in ihm einen Befreier zu erblicken.

Wenn Menschen so zum Mythos werden, ist es besser, man weiß nicht zu viel über sie. Sonst würde der Ikone die Wahrheit gegenüberstehen. Und diese zeichnet bei Che Guevara nicht das Bild eines sympathischen Guerilleros. Am Ende seines Tagebuchs schreibt Che: »Ich werde meine Waffen in Blut tauchen und rasend vor Wut jedem Besiegten den Hals durchschneiden.« Es blieb nicht bei der Theorie. Während des Kampfes scharte er die Jüngsten der Truppe um sich; heute würde man sagen: Kindersoldaten; diese seien »verrückter« im Kampf. Hinrichtungen, die Che auch selbst durchführte und die bei Weitem nicht nur Anhänger*innen des gestürzten Diktators Batista galten, seien »eine Notwendigkeit für das kubanische Volk«. Dass er darüber hinaus noch Lager für Homosexuelle als »Feinde der Revolution« einrichten ließ, die er durch Arbeit umerziehen wollte, verwundert nicht mehr.

Zum 90. Geburtstag des Revolutionärs gibt es von mir daher keine Gratulation gen Santa Clara, sondern die Hoffnung, dass die Ideen der Kubanischen Revolution nach Freiheit und Gleichheit doch bitte erhalten bleiben mögen – ganz ohne Gewaltorgien, Mackertum und Heldenverehrung. Denn darin besteht die Kunst: Auch in revolutionären Situationen, in denen es um Leben und Tod gehen mag, selbst die Menschlichkeit nicht zu verlieren.

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