- Politik
- Matteo Salvini
Italiens Innenminister will Sinti und Roma zählen lassen
Salvini: Zensus ermögliche die Ausweisung von Ausländern ohne gültigen Aufenthaltsstatus
Rom. Der italienische Innenminister Matteo Salvini will die in Italien lebenden Angehörigen der Roma-Minderheit zählen lassen. Ein Zensus ermögliche die Ausweisung von Ausländern ohne gültigen Aufenthaltsstatus, sagte der Chef der rechtsradikalen Lega-Partei am Montag einem regionalen Fernsehsender. Roma mit italienischer Staatsangehörigkeit müsse das Land »leider behalten«. Er wolle bei dem Zensus sehen, »wer, wie und wieviele sie sind«, erläuterte der Vizeregierungschef.
Salvinis Aussage löste Empörung aus. »La Repubblica« schrieb von »Schock«, woraufhin Salvini twitterte: »Jemand spricht von ›Schock‹. Warum??? Ich denke auch an die armen Kinder, denen Diebstahl und Illegalität beigebracht wird.«
Soziales, unsolidarisches Sammelsurium
Die neue italienische Regierung steckt für Paola Giaculli voller Widersprüche - ideologisch, personell und perspektivisch
Die Idee der Volkszählung einer Minderheit erinnert viele Menschen an NS-Verfolgungen. Während des Nationalsozialismus in Deutschland fielen neben den Juden auch Sinti und Roma dem Holocaust zum Opfer.
»Der Innenminister scheint nicht zu wissen, dass in Italien eine Zählung auf Basis einer Ethnie nicht erlaubt ist«, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa Carlo Stasolla, Präsident der Vereinigung Associazione 21 Luglio, die sich für die Rechte der Sinti und Roma einsetzt.
Die nationale Roma-Vereinigung erinnerte daraufhin an eine Zählung der Minderheit durch Behörden aus dem vergangenen Jahr und forderte ein baldiges Treffen mit dem Innenminister. In Italien leben rund 170.000 Roma und Sinti, von denen die Mehrzahl einen festen Wohnsitz und einen regulären Arbeitsplatz hat.
In den Reihen der Opposition stieß Salvinis Vorschlag auf scharfe Kritik. Senatorin Simona Malpezzi von der sozialdemokratischen PD bezeichnete den Plan einer Roma-Zählung als »neueste Masche mit leicht faschistischem Anstrich«. »Erst die Attacken gegen Flüchtlinge und jetzt gegen Roma«, warnte auch der linke Abgeordnete Federico Fornaro. Salvini schüre absichtlich Hass.
Italiens Innenminister stand in der vergangenen Woche bereits international im Fokus, als er die mehr als 600 Geflüchteten auf dem Hilfsschiff »Aquarius« abwies und ankündigte, private Rettungsschiffe nicht mehr in italienische Häfen zu lassen. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!