Anlegen unter Auflagen
Rettungsschiff »Lifeline« darf Malta anlaufen / Berliner Senat will Geflüchtete aufnehmen
Frankfurt am Main. Weiter Ungewissheit für das deutsche Rettungsschiff »Lifeline« im Mittelmeer: Zunächst schien am Dienstag der Weg in einen Hafen von Malta frei, doch dann gab es doch noch keine Erlaubnis. Der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte laut der Tageszeitung »La Repubblica« erklärt, Malta werde einen Hafen für das Schiff mit 234 Flüchtlingen öffnen. Der maltesische Ministerpräsident Joseph Muscat stelle aber die Bedingung, dass die Flüchtlinge auf europäische Länder verteilt werden.
Doch wie die Verteilung erfolgen soll, das war offenbar noch nicht klar. »Malta hat noch kein grünes Licht gegeben«, meldete daher die Zeitung »Malta Today«. Neben Malta und Italien hätten erst zwei Staaten die Aufnahme eines Teils der Flüchtlinge zugesagt. Zwei weitere Länder stünden noch aus. Muscat betonte aber, man wolle eine humanitäre Krise verhindern.
Unterdessen erklärte sich Berlin bereit, Flüchtlinge von der »Lifeline« aufzunehmen. »Die Bundesregierung ist aufgefordert, hier im Sinne der Humanität konstruktive Möglichkeiten zu entwickeln und einen gemeinsamen europäischen Weg zu finden«, teilte eine Sprecherin des rot-rot-grünen Senats mit: »Selbstverständlich ist Berlin bereit, im Rahmen eines solchen gemeinsamen Lösungsansatzes Hilfe zu leisten und Menschen aufzunehmen.«
Die Dresdner Organisation »Mission Lifeline« erklärte, eine Erlaubnis von Malta liege noch nicht vor. »Wir werden in der Luft hängen gelassen«, sagte Ruben Neugebauer von der Seerettungsorganisation Sea Watch, die »Lifeline« unterstützt. Das Wetter werde immer schlechter, die Zeit dränge. Die Flüchtlinge waren am vergangenen Donnerstag gerettet worden. Italien und Malta hatten bisher die Einfahrt in einen Hafen verweigert. Mehrere Staaten verhandelten, darunter auch Spanien und der französische Präsident Emmanuel Macron. Den freiwilligen Seenotrettern selbst drohen juristische Konsequenzen. Die Regierung in Malta prüft Ermittlungen gegen den deutschen Kapitän, der bei der Rettung der Migranten Anweisungen der italienischen Behörden ignoriert habe. Mission Lifeline sieht sich allerdings im Recht. Die libysche Küstenwache habe auf ihre Anfrage für eine Rettung nicht reagiert, während die Menschen in Seenot gewesen seien.
Zuvor hatte am Dienstag ein dänisches Containerschiff mit 108 Flüchtlingen an Bord nach vier Tagen des Wartens in Italien anlegen können. Die Behörden hoben das Hafenverbot für die »Alexander Maersk« auf, so dass sie in der Nacht zum Dienstag in den Hafen von Pozzallo in Sizilien einfahren konnte, wie der italienische Rundfunk berichtete. Die Aufhebung des Hafenverbots erfolgte den Angaben zufolge wegen verschlechterter Wetterbedingungen. Aufgrund von Platzmangel war ein Teil der Flüchtlinge auf Deck untergebracht und damit schutzlos starken Regenfällen ausgesetzt. Agenturen/nd Seiten 5 und 14
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