Sachsen plant Kampagne für Sorbisch
Politiker warnen vor Mangel an entsprechenden Lehrern
Dresden. Zur Stärkung der sorbischen Sprache legt Sachsen jetzt eine »Imagekampagne Sorbisch« auf. Sie solle vor allem das Prestige der Minderheiten-Sprache stärken und zu ihrem Gebrauch ermutigen, erklärte Sachsens Wissenschafts- und Kunstministerin, Eva-Maria Stange (SPD), in dieser Woche in Dresden. Für die Kampagne würden im neuen Haushalt 2019/2020 entsprechende Mittel eingeplant.
Die Ministerin stellte vor dem Landtag den fünften Bericht zur Lage des sorbischen Volkes vor. »Wir wollen, dass die Sorben die gleichen Möglichkeiten haben wie allen anderen Sachsen«, betonte sie. Besonderen Handlungsbedarf gebe es bei den Themen Entwicklung der sorbischen Sprache - insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung - sowie bei der Gewinnung von Sorbisch-Lehrern. Ein weiteres Thema sei die Beeinträchtigung des sorbischen Siedlungsgebietes durch Braunkohletagebaue.
»Die Angehörigen des sorbischen Volkes brauchen für den Fortbestand ihrer Identität im Alltag Verständnis und Hilfe von der sie umgebenden Mehrheitsbevölkerung«, erklärte Stange. Die CDU/SPD-Landesregierung wolle die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich die Angehörigen der Minderheit »frei als Sorbe bekennen können«.
Mehrere sächsische Politiker warnten wegen des Lehrermangels vor einem Verlust der sorbischen Sprache. Die Grünen-Abgeordnete Franziska Schubert sagte im Landtag, der chronische Lehrermangel bedrohe den Unterricht »besonders massiv, denn sorbische Lehrer kann man nicht mal eben aus anderen Bundesländern abwerben«. Heiko Kosel von der LINKEN warnte, in den kommenden sieben Jahren gingen 100 sorbische Lehrer in den Ruhestand. »Wir brauchen dringend einen Neustart«, betonte Kosel.
Der SPD-Abgeordnete Harald Baumann-Hasske bezeichnete die Ausbildung sorbischsprachiger Erzieherinnen und Lehrer in ausreichender Zahl als eine von drei zentralen Herausforderungen mit Blick auf die slawische Minderheit. Die Wissenschaftsministerin räumte ein, dass es ein Problem mit der Gewinnung sorbischsprachiger Lehrer gebe. Verschiedene Maßnahmen seien angelaufen, darunter ein Bonusprogramm beim numerus clausus für Studienbewerber, die sorbische Sprachkenntnisse nachweisen können.
Stange betonte, es sei nicht nur eine Verpflichtung der Landesregierung, sondern auch der Mehrheitsbevölkerung, »dass wir diese besondere Kultur, die es nur bei uns gibt, nicht unter eine Käseglocke bauen und da beschützen, sondern dass wir ihnen die Chance geben, sich weiterzuentwickeln«. Insbesondere an Schulen müsse daher weiterhin vermittelt werden, »dass die Sorben Teil unserer Bevölkerung und nur unserer Bevölkerung sind«.
Die Sorben und Wenden leben seit rund 1500 Jahren in der Lausitz in Sachsen und Brandenburg. Die slawische Minderheit hat sich ihre eigene Sprache und ihre von zahlreichen Festen und vielfältigem Brauchtum geprägte Kultur bis heute bewahrt. Schätzungen zufolge leben in beiden Bundesländern insgesamt rund 60 000 Sorben und Wenden. epd/nd
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