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Das Totholz verdirbt die Saison in der Partnachklamm

Bayern: Die spektakuläre Schlucht bei Garmisch-Partenkirchen muss wegen massiver Unwetterschäden bis August geschlossen bleiben

  • Sabine Dobel, Garmisch-Partenkirchen
  • Lesedauer: 4 Min.

Zugspitze, Eibsee - Partnachklamm. Ausgerechnet zum Start der Feriensaison fehlt die spektakuläre Klamm in diesem Dreigestirn des Tourismus in Garmisch-Partenkirchen. Sie ist nach heftigen Unwettern geschlossen. Die Wassermassen rissen Baumstämme mit und unterspülten den Eingangsbereich. Erstmals seit mehr als 25 Jahren bleibt die Klamm deshalb im Sommer wochenlang zu. Auf eine »nicht unerhebliche sechsstellige Summe« schätzen Insider die Kosten für die Wiederherstellung.

Anfang August, so hofft Martin Bader von der Hauptverwaltung des Marktes Garmisch-Partenkirchen, können Besucher wieder durch die Schlucht mit den bis zu 80 Meter hohen Wänden steigen. »Wir versuchen, so schnell wie möglich wieder zu öffnen.« Aber: »Es kann auch länger dauern. Man wird bei der Arbeit sehen, wie aufwendig es wird.«

Kinobesucher kennen die Kulisse von der Leinwand. Für den Ötzi-Film »Iceman« mit Jürgen Vogel wurde hier gefilmt. Szenen zu dem Hollywood-Streifen »Big Game« mit Samuel L. Jackson in der Hauptrolle als Präsident der USA entstanden hier, ebenso Werbeaufnahmen.

Die Klamm, geschützt als Nationales Geotop, zieht jährlich gut 400 000 Besucher an - und bringt einen Millionenbetrag ins Gemeindesäckel. Drei Viertel der Gäste kommen von April bis Oktober - jetzt wäre Hauptsaison. Die Hälfte der Kunden sei seit dem Hochwasser weggeblieben, berichtet Wilfried Weinberg, Pächter der nahe gelegenen Kaiserschmarrn-Alm. Weinberg wirbt nun mit umliegenden Hütten und Betrieben für alternative Wanderungen: »Das Gebiet ist attraktiv auch ohne Klamm. Insbesondere der Weg über die Eiserne Brücke. Er ist wildromantisch, von dort hat man permanent den Blick in die Klamm.«

Wassermassen hatten Mitte Juni nach heftigen Regenfällen mit Hagel und Gewitter Wurzelwerk und teils ganze Bäume mit sich gerissen, die sich zwischen den Felsen verkeilten. Das Totholz kam vor allem von oben aus dem Ferchenbachtal - es lagerte dort seit Jahren und wurde nun mitgeschwemmt. Die Fluten rissen Geländer an dem Weg mit den atemberaubenden Ausblicken in die Tiefe weg, ebenso den Weg am Eingang. Das Kassenhäuschen wurde unterspült. Bei einem weiteren Hochwasser, so die Befürchtung, könnte es ganz zerstört werden.

Schnelles Handeln war angesagt. Bürgermeisterin Sigrid Meierhofer (SPD) beauftragte per dringlicher Anordnung eine Firma mit der Behebung der Schäden. Ein Bagger schüttete in diesen Tagen einen Weg im Wasser auf, um überhaupt eine Zufahrt zum Kassenhäuschen zu schaffen. Ein weiterer baggerte das Bachbett wieder aus. Auch in der Schlucht selbst geht es voran. »Die Aufräumarbeiten in der Klamm sind bereits weit fortgeschritten«, sagte die Bürgermeisterin.

Gleich nach dem Unwetter waren Sprengmeister angerückt, sprengten die Pfropfe aus Wurzelwerk und Holz in der Partnach. Mit Kettensägen wäre nichts auszurichten gewesen - zu gefährlich. Das verkeilte und unter Spannung stehende Holz hätte zur tödlichen Keule werden können.

Bei den Unwettern war auch ein Mann in der Partnach gestorben, unterhalb der Klamm. Er war auf einer überfluteten Straße aus dem Auto gestiegen und mitgerissen worden. In der Klamm kam niemand zu Schaden. Eine Schülergruppe, der das Wasser den Weg nach unter versperrte, drehte um und stieg wohlbehalten nach oben aus der Klamm aus. Er sei sehr froh, dass in der Klamm niemand zu Schaden gekommen sei, sagt Rudolf Achtner, für die Klamm zuständiger Abteilungsleiter beim Markt Garmisch-Partenkirchen. »Wir sind dem Herrgott dankbar.«

Achtner betreut die Klamm seit 17 Jahren, eine Katastrophe dieses Ausmaßes ist auch für ihn neu. 1999 und 2005 habe es schwere Hochwasser gegeben. »Da waren die Schäden auch nicht unerheblich. Aber nicht in dieser Form, und vor allem in so kurzer Zeit - innerhalb von zwei Stunden.« Schon einmal war die Klamm längere Zeit gesperrt, 1991 nach einem Felssturz. Damals war sie für sieben Monate dicht. »Wir sind eben in der wilden Natur«, sagt Achtner.

Dennoch wird das Unwetter ein behördliches Nachspiel haben. Das Totholzproblem im Ferchenbach ist nicht neu - schon früher gab es Kritik, dass es nicht beseitigt wurde. Der Marktgemeinderat will sich Anfang Juli damit befassen, wie künftig Schäden vermieden werden können. Das wird nicht einfach: Der Ferchenbach ist schwer zugänglich, bei einem früheren Unwetter hatte ein Hangrutsch eine Forststraße als Zufahrt zerstört. dpa/nd

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